Der Kongress, der erste seiner Art weltweit, soll mit rund tausend Wissenschaftlern aus über 64 Ländern und 487 Institutionen neue Perspektiven für das Verständnis neolithischer Kulturen weltweit eröffnen. Die wegweisende Veranstaltung bietet Experten und Geschichtsinteressierten eine einzigartige Plattform, um neolithische Formationen in verschiedenen Regionen und Epochen zu diskutieren und die wachsende globale soziale Komplexität dieser Epoche zu erhellen.

Die Entstehung der neolithischen Kulturen stellt einen der wichtigsten Momente in der Geschichte der Menschheit dar und hatte entscheidende Auswirkungen auf die Entwicklung der Gesellschaft und der Bevölkerung. Der Weltkongress für das Neolithikum, der in Zusammenarbeit mit der Schirmherrschaft des Ministeriums für Kultur und Tourismus und der Türkischen Agentur für Tourismusförderung und Entwicklung (TGA) organisiert wird, bietet einen umfassenden Einblick in diese Kulturen und stellt konventionelle Theorien über das Neolithikum in Frage, wobei der Schwerpunkt auf sesshaften Lebensweisen, sozialen Hierarchien, Identitäten, Glaubensvorstellungen und dem Einfluss von Umweltbedingungen sowie Studien wie Bioarchäologie, Datierungsmethoden, physische Anthropologie und Geoarchäologie liegt. Es wird erwartet, dass die Veranstaltung die neolithische Forschung weltweit langfristig leiten wird.

Von der Universität Istanbul und der Harran-Universität gemeinsam organisierte Kongress wird an der Fakultät für Wirtschafts- und Verwaltungswissenschaften der Harran-Universität in Şanlıurfa stattfinden. Sie bietet ein umfassendes Programm von Vorträgen mit Akademikern aus renommierten Universitäten. In diesen wissenschaftlichen Sitzungen werden sich die Wissenschaftler mit regionalen und globalen Perspektiven des Neolithikums befassen. Ausserdem wird das Kongressprogramm Gedenkreden zu Ehren der verstorbenen Experten enthalten, die archäologische Ausgrabungen in Şanlıurfa durchgeführt haben, darunter Klaus Schmidt, Harald Hauptmann, Ofer Bar-Yosef und Bruce Howe. Die Teilnehmer werden auch Gelegenheit haben, einige der neolithischen Stätten in Şanlıurfa zu besuchen, darunter Göbeklitepe, Karahantepe, Sayburç, Çakmaktepe und Sefertepe.

Das neolithische Erbe Anatoliens: Taş Tepeler

Eines der Projekte, dass die Türkiye mit Ausgrabungen, Erhaltungsmassnahmen und wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu einem der führenden Akteure in der Welt der neolithischen Archäologie gemacht hat, ist „Taş Tepeler“(Steinhügel), das von Professor Necmi Karul, Leiter der Abteilung für Vorgeschichte an der Universität Istanbul, geleitet wird. Taş Tepeler bezieht sich auf eine Region in und um Şanlıurfa, in der in der Jungsteinzeit grössere Gemeinschaften zusammenzuleben begannen und dauerhafte Behausungen und Monumentalbauten für besondere Zwecke errichteten. Die laufende Forschung im Rahmen des Taş Tepeler-Projekts umfasst die Fundstätten Sayburç, Sefertepe, Harbetsuvan, Gürcütepe, Çakmaktepe, Mendik, Kurttepesi, Taşlıtepe, Ayanlar, Yoğunburç und Yeni Mahalle sowie Karahantepe und Göbeklitepe, die bekanntesten Siedlungen der Region.

Die Funde aus Göbeklitepe, wo die archäologischen Arbeiten im Rahmen des Taş Tepeler-Projekts begannen, haben gezeigt, dass in den frühesten Stadien des Neolithikums eine hochentwickelte Lebensweise existierte, was dazu beigetragen hat, dass lange gültige Paradigmen über frühe menschliche Siedlungen in Frage gestellt wurden. Demnach wurden die ersten Jäger- und Sammlergemeinschaften nicht aus der Not heraus sesshaft, sondern sie entschieden sich bewusst für den Wohlstand, den ihnen ihre Umwelt bot.

Mit seiner 12 000 Jahre alten Geschichte ist Göbeklitepe eine der frühesten bekannten monumentalen Siedlungen und die 18. türkische Stätte auf der UNESCO-Welterbeliste. Ein weiteres bemerkenswertes Projekt im Rahmen der Taş Tepeler-Initiative wird seit 2019 in Karahantepe durchgeführt. Die Stätte, an der Hunderte von Säulen an der Oberfläche sichtbar sind, hat ebenfalls monumentale Strukturen offenbart, die denen in Göbeklitepe ähneln.

Die neuesten Entdeckungen an Orten, die die bekannte Geschichte verändert haben

Göbeklitepe und Karahantepe sorgen jedes Jahr mit bahnbrechenden Entdeckungen für Aufsehen in der Welt der Archäologie. Im vergangenen Oktober wurde in Karahantepe die grösste bekannte menschliche Statue ihrer Zeit ausgegraben. Bei der Statue, einem herausragenden Beispiel prähistorischer Kunst, handelt es sich um eine 2,45 m hohe, auf einer Art Bank sitzende Figur, die vermutlich einen Mann darstellt. Archäologen fanden in Göbeklitepe auch eine lebensgrosse Kalksteinstatue eines Wildschweins. Die Figur weist Spuren roter, weisser und schwarzer Pigmente auf ihrer Oberfläche auf und ist die erste vollflächig bemalte Tierskulptur dieser Zeit, die bis heute erhalten ist.

Im Anschluss an diese Entdeckungen wurde Karahantepe auf dem Archäologieforum in Shanghai (China) als eines der neun wichtigsten Projekte für „Feldforschung und Erkundung“ 2023 ausgezeichnet. In diesem Jahr glänzte die Stätte erneut mit der ersten Entdeckung, die ein sich bewegendes Tier darstellt. Archäologen haben auf einer Steinplatte in Karahantepe die geschnitzte Figur eines laufenden Wildesels entdeckt.  Göbeklitepe wiederum ist kürzlich mit dem ersten anatolischen Brot in den Vordergrund gerückt.

Anatolien ist eine bedeutende Region, die die Schätze vieler Kulturen, einschliesslich neolithischer Siedlungen, bewahrt und Schicht für Schicht in die Zukunft trägt. Um die Nachhaltigkeit dieses reichen kulturellen Erbes zu gewährleisten, führt die Türkiye zahlreiche archäologische Ausgrabungs- und Restaurierungsprojekte an ihren historischen Stätten und unter Wasser durch. Während das Land im Jahr 2023 mit 720 archäologischen Ausgrabungen weltweit führend war, werden diese Projekte im Jahr 2024, das zum „Goldenen Zeitalter der türkischen Archäologie“ erklärt wurde, voraussichtlich weiter auf 750 und bis 2026 auf 800 ansteigen. Diese umfangreichen Ausgrabungen fördern im ganzen Land immer wieder spannende Entdeckungen zutage.

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