Eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt, Strände in allen Farbtönen und dichter Dschungel – solche Attribute haben Costa Rica weltweit als beliebtes Ferienziel bekannt gemacht. Doch die Schönheit des zentralamerikanischen Landes zeigt sich nicht nur an den touristischen Hotspots, sondern auch in den versteckten und unbekannten Ecken. Von der kleinen Inselwelt bis zur Tour unter dem Vulkan: Es sind gerade die unberührten Gebiete, die den Horizont erweitern und dabei das Lebensgefühl des «Pura Vida» vermitteln. Gleichzeitig stehen die weniger frequentierten Regionen in Costa Rica für einen nachhaltigen Tourismus, der die Verbindung der Gäste zur Natur und zu den Einheimischen ins Zentrum stellt und der vor Ort auf unterschiedliche Weise gefördert wird. Respekt vor den lokalen Ressourcen und authentische Erlebnisse geben sich so die tropische Klinke in die Hand.

Erster Halt: Montezuma

Hier die entspannte Boheme, dort das intakte Naturparadies: Die erste Zwischenstation auf der Costa-Rica-Reise führt zur kleinen Küstenstadt Montezuma. Sie liegt auf der Nicoya-Halbinsel und ist bekannt für ihren unkonventionellen und entspannten Charakter. Fernab der grossen Touristenzentren finden Reisende hier eine lebendige lokale Gemeinde – ideal für alle, die eine authentische Atmosphäre schätzen. Dass der Ort vor etwa 30 Jahren von Aussteigern entdeckt wurde, zeigt sich an den vielen alternativen Angeboten: Hier wird vegetarisch gekocht, da findet der Yoga-Kurs statt, dort fertigen Rastafaris ihren Modeschmuck mit Naturmaterialien an.

Nicht, dass die Gemeinde aus der Zeit gefallen wäre. Natürlich hat der Asphalt mittlerweile die eine oder andere Naturstrasse verdrängt, und sicher findet sich auch das eine oder andere Luxusresort am Wegesrand. Dennoch hat sich die Ortschaft ihren eigenwilligen Charme bewahrt. Wer Grösseres im Sinn hat als den kleinen Stadtstrand, bewegt sich etwas weiter in nordöstlicher Richtung: Nach einem 30-minütigen Spaziergang ist die weite Playa Grande erreicht, wo man oft alleine seine Spuren im Sand hinterlässt.

Die Tortuga-Inseln sind perfekt zum Schnorcheln. © AdobeStock, Wirestock

Auf Nach Tortuga!

Der klare Golf von Nicoya ist noch weitgehend vom Massentourismus verschont geblieben – eine gute Basis für längere Ausflüge vor den Toren Montezumas. Viele der vorgelagerten Inseln sind unbewohnt und laden zu Schnorchel- oder Kajaktouren ein. Das gilt besonders für die Islas Tortugas mit ihren Stränden, die zu den schönsten des Landes zählen. Sie gehören zum Reservat Curú und können auf halbtägigen Bootstouren erkundet werden.

Doch auch an Land gibt es einiges zu entdecken: Eine erfrischende Auszeit mit Regenwald-Flair bietet zum Beispiel der Montezuma-Wasserfall. Über 18 Meter stürzt der gleichnamige Fluss zwischen den Dschungel-Gipfeln in die Tiefe. Unten sammelt sich das kühle Nass in einem Becken, das zu einem tropischen Bad lädt – kein Wunder, gehört der Spot zu den beliebtesten Zielen der Region. Doch wer den Aufstieg über die Felsen nicht scheut, kann mit einer kleinen Kletterpartie auch höhergelegene, abgeschiedene Waldpools sowie weitere Kaskaden erkunden – mit jedem Höhenmeter verringert sich die Besucherzahl.

Wahrzeichen der Region: der Quetzal. © AdobeStock, Milan

Paradies für Ornithologen

Genug von der Küste? Nach dem Besuch der Nicoya-Halbinsel folgt als zweite Station ein Abstecher ins hochgelegene Landesinnere, genauer gesagt nach San Gerardo de Dota. Das kleine, von Wald umgebene Dorf liegt in den Bergen des El General-Tals und ist ein attraktives Reiseziel für Vogelbeobachter. Dennoch ist die Ortschaft noch immer ein Geheimtipp. BesucherInnen finden hier ein weites Netz an Wanderwegen, auf denen sie die einzigartige Artenvielfalt der Region erleben können. Immer wieder plätschern Wasserfälle am Wegesrand und laden dazu ein, sich der natürlichen, friedlichen Umgebung zurückzulehnen. Der Savagre-Fluss wiederum ist die Heimat vieler Forellen, was ebenfalls für die hohe Wasserqualität vor Ort spricht. Da die Destination auf über 2000 Metern über Meer liegt, ist zudem für klare Luft und üppige Vegetation gesorgt.

Und klar fliegen einem unterwegs auch Kolibris, Spechte und Tanager über den Weg. Doch dass San Gerardo de Dota beim Nationalpark Los Quetzales liegt, verrät eigentlich bereits, wer der eigentliche Star unter den gefiederten «Locals» ist.

Weite Sicht im Chirripó Nationalpark. © AdobeStock, Gian

Von Bambus bis Kaktus

Die dritte Station der Costa-Rica-Runde bleibt dem Bergmotto im Landesinneren treu: Zu den beeindruckendsten Reisezielen von Costa Rica gehört der Chirripó-Nationalpark in der Talamaca-Kette. Er erstreckt sich über 50’000 Hektare, liegt etwa 150 Kilometer südöstlich der Hauptstadt und eignet sich speziell für Wandernde und Abenteurer. Sie finden hier einfach eingerichtete Hütten, die sich als Ausgangspunkte und Etappenziele der verschiedensten Touren eignen. Obschon der Park auf beliebten Reiserouten liegt, entsteht hier kein Dichtestress. Und über viel Platz verfügen auch die lokale Flora und Fauna: Unten Eichen, Farne und Bambus, oben Kakteen und wüstenähnliche Areale – die grosse Bandbreite der Vegetationszonen zeigt sich hier auf Schritt und Tritt.

Das Schutzgebiet, das seit 1983 zum UNESCO-Welterbe gehört, ist zudem die Heimat von Jaguaren, Pumas, Affen und Tapiren – mit etwas Glück und einem erfahrenen Guide lassen sich auch diese seltenen Säugetiere beobachten. Zu den weiteren Sehenswürdigkeiten des Nationalparks gehört weiter der See San Juan. Er speist den Chirripó Pacifico; der Fluss windet sich durch die Wälder talwärts, bevor er in den Río Térraba mündet.

Mystisch: Nebelwald bei Gerardo de Dota. © AdobeStock, KO

Zum Zenit des Landes

Der Cerro Chirripó ist mit 3820 Metern über dem Meeresspiegel der höchste Punkt des Landes. BesucherInnen können bis zum Gipfel wandern, wo sich eine atemberaubende Aussicht bietet. Zudem präsentiert sich auf der Tour die grosse Vielfalt der regionalen Flora und Fauna. Ausgangspunkt für die Besteigung ist das Dörfchen San Gerardo, wo die Fische im Fluss und die kühle Luft auf 1400 m ü. M. so etwas wie Alpenstimmung erzeugen.

Hier gibt es viele kleine Unterkünfte, von denen aus sich das Schutzgebiet Cerro Chirripó einfach erreichen lässt. Nun geht es knapp 15 Kilometer hinauf durch den Nebelwald bis zur Albergue Los Crestones, die als Basiscamp fungiert. Am nächsten Tag nehmen Gipfelstürmer dann noch die übrigen fast fünf Kilometer bis zum höchsten Punkt auf 3820 m ü. M. unter die Sohlen – stimmt die Witterung, schweift das Auge oben bis zum Pazifik. Zurück in Los Crestones lassen sich danach auch andere Wanderziele wie etwa ein naher Gletschersee erkunden.

Der Turrialba in Costa Rica ist immer noch aktiv.
Der Turrialba ist immer noch aktiv. © AdobeStock

Unter dem Vulkan

Heiss, feucht, geschäftig: Weiter geht es nach Turrialba, das nun wieder etwas tiefer gelegen ist. Die Stadt in der Zentralregion des Landes steht ebenfalls für authentische Erlebnisse und bietet sowohl kulturelle als auch abenteuerliche Aktivitäten an. So lohnt sich in der entspannten Stadt erst einmal die Verkostung der hiesigen Käsesorten – draussen in der Natur ist hingegen ein Abstecher zum Vulkan Turrialba empfehlenswert.

Gleich vier Krater und eine Höhe von 3340 Metern machen ihn zu einem imposanten Reiseziel. In sechs Stunden liesse sich der Gipfel mit Guide zwar erreichen, doch da der Vulkan aktiv ist, wird der Weg nicht immer von den Rangern freigegeben. Falls doch und der Nebel einem keinen Strich durch die Rechnung macht, schweift das Auge oben vom Nachbarvulkan Irazú bis zur Karibikküste. Der Ausflug in den gleichnamigen Nationalpark Volcán Turrialba ist indes auch ohne Gipfelsturm attraktiv, sind doch alleine die vom Ascheregen grau gefärbten Wälder ein beeindruckender Anblick.

Riverrafting auf dem Pacuare in Costa Rica
Rasant: Riverrafting auf dem Pacuare. © AdobeStock, Fabienne Kunz

Es ist Wildwasser-Zeit!

Die Stadt Turrialba ist auch ein perfekter Ausgangspunkt für eine Rafting-Tour auf dem 108 Kilometer langen Pacuare-Fluss. Das wilde Gewässer wurde bereits für seine landschaftliche Schönheit und seine Bedeutung als Abenteuerziel international ausgezeichnet und gilt laut «National Geographic Adventure» als einer der besten Rafting-Spots der Welt. Projekte zur Stromgewinnung durch Staudämme wurden bislang abgelehnt, sodass die Uferlandschaften noch immer einen unberührten Eindruck machen. Wer hier ins Schlauchboot steigt und zum Paddel greift, bewegt sich während Stunden von einer Welle und Walze zur nächsten, begleitet vom Gurgeln und Dröhnen der Wassermassen. Nach den Stromschnellen bleibt aber genug Zeit, um die Naturschönheit rundum zu geniessen – das Adrenalin wird von Endorphin abgelöst, und zur Erleichterung gesellt sich Staunen.

Der Nationalpark in Manzanillo (Costa Rica) liegt direkt am Meer.
Der Nationalpark in Manzanillo liegt direkt am Meer. © AdobeStock, Cris

Manzanillo und die Karibik

Es muss nicht immer das rasante Wildwasser-Abenteuer sein. Wer nach Entspannung und einem tropischen Postkarten-Sujet sucht, wird in Manzanillo sicher fündig: Die kleine Stadt an der südlichen Karibikküste bietet eine ruhige Atmosphäre und ein reiches und lebendiges Kulturangebot. Gleichzeitig ist es ein Paradies mit weissen Sandstränden, kristallklarem Wasser und einer atemberaubenden Artenvielfalt im Meer. BesucherInnen können in dieser Gegend entweder schnorchelnd die atemberaubenden Korallenriffe erkunden oder einfach nur die herrlichen Strände geniessen, die nicht sehr überlaufen sind. Da Manzanillo zudem von einem vorgelagerten Riff geschützt wird, fallen Strömungen und Wellen weniger heftig aus als an anderen Orten in Costa Rica – und das macht die Ortschaft zum perfekten Familienziel. Entlang der palmengesäumten Küste mangelt es jedenfalls nicht an Fotomotiven und den Einflüssen der afro-karibischen Kultur.

Ein Trail am Meer

Manzanillo liegt beim Cahuita-Nationalpark, der sich als Halbinsel zwischen den schwarzen Stränden des Nordens und dem weissen Sand des Südens erstreckt. Wer nach dem Strandtag also auch wieder die Pflanzen- und Tierwelt des Dschungels ins Zentrum rücken möchte, bekommt zwischen den Baumriesen ausreichend Gelegenheit dazu. Schmetterlinge, Kapuziner- und Brüllaffen, Faultiere und Leguane sind nur einige der Arten, die sich zwischen den Zweigen verstecken, und am zugehörigen Korallenriff tummeln sich bunte Fischschwärme, Seeigel und Delfine. Dank seiner überschaubaren Grösse lässt sich der Park, der zu den ältesten Costa Ricas gehört, bestens auf gut ausgeschilderten Wanderwegen erkunden. Wer zum Beispiel dem sieben Kilometer langen Küstentrail folgt, braucht dazu nicht unbedingt einen Guide. Dank der Kokospalmen ist man dennoch vor der Sonne geschützt, was gerade für Familien ein Vorteil ist.

www.visitcostarica.com