Zeitgemäss ursprünglich
Eine Oberwalliser Destination, 13 Dörfer und Wege ohne Ende: Goms geizt nicht mit Erlebnissen zwischen Tradition und Alpnatur.

Eine Oberwalliser Destination, 13 Dörfer und Wege ohne Ende: Goms geizt nicht mit Erlebnissen zwischen Tradition und Alpnatur.
Bei vielen Menschen sind die Kindheitserinnerungen ans Hochtal Goms geprägt von einem Ferienlager in Fiesch. Generationen von Schulklassen verbrachten dort unvergessliche Tage. Spielen, Sport treiben, wandern, schlafen in Gruppenhäusern – herrliche Erlebnisse, die einem ein Leben lang bleiben. Wer Jahrzehnte später am Bahnhof Brig in die moderne rot-weisse Matterhorn Gotthard Bahn steigt, kann seine alte Leidenschaft für die Region Goms neu entdecken. Vorbei an Bergdörfern wie Bitsch, Mörel, Betten, Grengiols und Lax passieren die Reisenden die Station Fiesch-Feriendorf. Nach kurzem Nostalgiestopp fährt der Zug weiter ins Hochtal hinauf. Wie wird sich das geliebte Goms heute präsentieren? Ursprünglich-traditionell und naturbelassen oder doch touristisch überladen wie viele Feriendestination in den Bergen? Je weiter man fährt, desto zufriedener lässt sich feststellen, dass den Gommer Tourismus-Verantwortlichen dank sanfter Tourismusentwicklung der Balanceakt zwischen ursprünglicher Natur, Tradition und zeitgemässen Ferienangeboten gelungen ist. Fernab des Massentourismus sind hier Familien, Naturfreunde, Ruhesuchende und Sportbegeisterte gleichermassen willkommen. 80 Prozent der Gäste stammen übrigens aus der Schweiz.
13 gut erhaltene Bergdörfer verkörpern die ursprüngliche Oberwalliser Bergdorfkultur. Sie sind Ausganspunkte für unzählige Routen auf dem 412 Kilometer langen Wanderwegnetz, die Wege liegen zwischen 1200 und 3000 Metern über Meer. Zu den Klassikern gehören der Gommer Höhenweg, der Waldweg und der Rottenweg. Auch eine Wanderung von Oberwald hoch zum Restaurant Hungerberg bietet eine einzigartige Aussicht und ein unvergessliches Natur- und sympathisch einfaches, aber liebevolles Gastronomie-Erlebnis. Das Goms ist auch perfekter Ausgangspunkt für Bike- und Velo-Touren im Oberwallis und ins benachbarte Grimsel- und Gotthard-Gebiet. Die Start- und/oder Zielpunkte der Bike- und Wanderrouten sind praktisch alle mit der Matterhorn-Gotthard-Bahn oder Postautos erschlossen. Wer Lust auf ein nostalgischbeschauliches Abenteuer hat, kann in Oberwald eine Fahrt mit der historischen Dampfbahn buchen. Sie fährt Freitag, Samstag und Sonntag auf einer knapp 18 Kilometer langen Strecke zwischen Oberwald, Gletsch und Realp.
Die Furka-Dampfbahn windet sich schnaubend und gemütlich ruckelnd durch wilde Schluchten und entlang von steilen Berghängen bis hinauf auf über 2000 m ü. M. Als im Oktober 1981 der letzte Zug über die Furka-Bergstrecke fuhr, schien das Ende dieser einzigartigen Bergstrecke gekommen zu sein. Viele Eisenbahnfreunde und Freiwillige konnten den Abbruch verhindern, seit 2000 fahren die historischen Dampfloks nun durchgehend zwischen Oberwald und Realp. In Gletsch, auf 1759 m ü. M., machen sie einen Zwischenhalt. Kaum ein anderer Ort im Goms bietet auf so kleinem Raum so viel Sehenswertes. Gletsch liegt am Fusse des Rhonegletschers und im Quellgebiet der Rhone. Hier kommen die zwei Alpenpässe Furka und Grimsel zusammen. Schon sehr früh in den 1800er-Jahren galt Gletsch als historische Transitstation des Alpenverkehrs. Erste Gäste kamen zu Fuss, per Maultier, mit Pferdekutschen und später mit Zug und Automobil hierher. Vor 1830 entstand das erste Gasthaus, das später zum legendären «Grand Hôtel Glacier du Rhône» ausgebaut wurde. Das Hotel wird aktuell umfassend saniert und voraussichtlich 2027 wiedereröffnet.
Das Goms steht auch für Kulinarik, wurde doch César Ritz, der König der Hoteliers, hier geboren. Im Hochtal gibt es einige Restaurants für Feinschmecker. Etwa das Hotel Hubertus in Obergesteln (13 Punkte), das Restaurant Tenne in Gluringen (13 Punkte) oder das Hotel-Restaurant Landhaus in Münster mit seiner ausgezeichneten Fischküche. Wer es lieber einfach, aber typisch regional mag, findet in vielen Hotels und Restaurants das Gericht «Cholera». Um den Ursprung des Namens «Cholera» oder «Choleri», wie die Obergommer sagen, ranken sich zahlreiche Geschichten. Eine Erklärung lautet, dass er aus Zeiten stammt, als im Wallis die Cholera ausgebrochen war. Der herzhafte Kuchen wurde aus dem zubereitet, was der bäuerliche Haushalt hergab: Mehl, Zwiebeln oder Lauch, Äpfel, Kartoffeln und Käse. Die Spezialität kann zum Beispiel im Hotel Walser in Ulrichen genossen werden, wo Besitzer und Geschichtenerzähler Andy Imfeld gerne Obergommer Anekdoten zum Besten gibt.