In Wanderschuhen nach Portugal
Wandern liegt im Trend und wird auch bei Jüngeren immer beliebter. Den Wunsch, der Natur nahe zu sein, kann man sich auf dem portugiesischen Festland und auf seinen Inseln besonders gut erfüllen.
Wandern liegt im Trend und wird auch bei Jüngeren immer beliebter. Den Wunsch, der Natur nahe zu sein, kann man sich auf dem portugiesischen Festland und auf seinen Inseln besonders gut erfüllen.
Wer Wandern auf der Iberischen Halbinsel hört, denkt gleich an Spanien und den Jakobsweg. Doch die Iberische Halbinsel hat viel mehr zu bieten: Portugal, das Land der Seefahrer, und seine Inseln sind ein absolutes Wanderparadies, und zwar für jedes Niveau. Die vielseitigen Landschaften bieten abwechslungsreiche Strecken, wunderschöne Natur, eine vielseitige Tierwelt und aussergewöhnliche Aussichten.
Als im Jahr 139 vor Christus die Römer die gesamte Iberische Halbinsel einnahmen, begannen sie mit dem Bau von Verbindungswegen, um den Handel voranzutreiben. Entstanden sind schmale, gepflasterte Strassen. Viele der damaligen Wege sind heute noch vorhanden und werden als Wanderwege genutzt. Vor der Erfindung des Automobils und dem Bau eines Strassennetzes waren viele Portugiesen, besonders in ländlichen Gegenden, zu Fuss unterwegs. So entstanden Trampelpfade, die bis heute Teil des gut ausgebauten Wandernetzes sind.
Im Norden des Landes, dort, wo das Königreich Portugal im 12. Jahrhundert ausgerufen wurde, findet man noch heute pittoreske Landschaften und urige Bergdörfer. Portugal besitzt nur einen Nationalpark, welcher im Norden an Spanien grenzt. Der Peneda-Gerês-Nationalpark ist ein Wanderparadies und bietet eine einzigartige Mischung aus Bergen, Tälern, Schluchten und Wasserläufen. Verwitterte Granitfelsen säumen oft den Weg. Unterwegs stösst man auf Schafherden, gutmütige Canchena-Langhornrinder und halbwilde Ponys, die sogenannten Garranos. Es gibt gut markierte Wege und Routen für jedes Fitnesslevel.
Der Caminho Português, der Portugiesische Jakobsweg, startet in Porto, der zweitgrössten Stadt des Landes, und endet nach 245 Kilometern bzw. 280 Kilometern in Santiago de Compostela, Spanien. Es gibt zwei Wege, um das Ziel zu erreichen. Der Kürzere führt durch das Inland, die längere Variante entlang der Atlantikküste. Von Porto aus folgt man zuerst der ehemaligen Römerstrasse und zweigt dann je nach gewählter Route ab, bis man sich im spanischen Redondela wieder trifft und von dort auf demselben Weg ans Ziel läuft.
Im Dourotal, wo heute die Trauben für den berühmten Portwein angebaut werden, lebten während der Neusteinzeit Homo sapiens. Bis zu 30’000 Jahre alt sind die im Côa-Tal gefundenen Ritzzeichnungen, welche zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören. Der Douro-Naturpark bietet schöne und auch sehr abwechslungsreiche Wanderwege. Flora und Fauna sind hier besonders vielfältig. Die Fluss- und Felsenlandschaft ist das Zuhause vieler Greifvögel, darunter auch einige Geierarten. Doch auch die Wanderwege entlang der unzähligen Rebberge sind ein Highlight.
Der höchste Berg des Festlandes ist der Torre auf 1993 Metern über Meer. Er befindet sich in Zentralportugal, genauer gesagt im Naturpark der Serra da Estrela, was mit «Sternengebirge» übersetzt werden kann. Nebst «normalen» Wanderwegen gibt es hier Strecken, welche durch die Aldeias Históricas (Historische Dörfer) führen. Dies sind zwölf mittelalterliche Dörfer, welche neu belebt wurden – die beste Art, um Kultur und Natur zu verbinden.
Auch der Süden Portugals lässt sich gut bewandern. Erwähnenswert ist die Region Alentejo, welche fast ein Drittel der Gesamtfläche Portugals einnimmt. Im Norden des Alentejo ist der Naturpark São Mamede noch immer ein Geheimtipp. Er grenzt im Osten an Spanien und ist Teil der natürlichen Grenze zwischen den zwei Ländern. Entlang dieser Grenze stehen noch viele mittelalterliche Burgruinen, welche teilweise sehr gut erhalten sind. Weiter südlich zeigt sich der Alentejo von seiner flachen Seite. Korkeichen und Olivenbäume sind ständige Begleiter auf den eher gemütlichen Wanderwegen.
Die Rota Vicentina ist ein Fernwanderweg, welcher sich über 100 km entlang der Atlantikküste im Südwesten Portugals erstreckt. Es gibt zwei Varianten, um dieses Naturschutzgebiet zur erkunden: Der Fischerweg folgt der Küstenlandschaft, der Historische Weg zweigt oftmals ins Landesinnere ab. Beide Wege sind gut miteinander kombinierbar und teilweise auch als Rundwanderung begehbar. Am schönsten ist die Strecke im Frühling, wenn alles rundherum blüht und die Temperaturen auf den schattenlosen Wegen noch nicht zu hoch sind.
Sollen die Wanderungen in einer etwas tropischeren Umgebung sein? Dann nichts wie ab nach Madeira! Hier ist die Natur üppiger, die Berge grüner und der Himmel blauer. Entdeckt wurde der Archipel im 15. Jahrhundert von portugiesischen Seefahrern, und im Jahr 1425 leitete Heinrich der Seefahrer die Besiedlung der Insel ein. Trotz zahlreichen Rodungen für den Häuserbau behielt die Insel einen Grossteil seines ursprünglichen Waldes. Seit 1999 ist der Lorbeerwald von Madeira Teil des UNESCO-Weltnaturerbes.
Levadas heissen die schmalen Bewässerungskanäle, welche sich quer über die Insel ziehen und ein Streckennetz von etwa 1500 km bilden. Kurz nach der Besiedlung Madeiras begann man mit dem Bau von Wasserzuflüssen, welche das Quellwasser der Berge in die Siedlungen führten. Im 17. Jahrhundert liessen reiche Gutsbesitzer die Wasserkanäle ausbauen. An Steilwänden und unter lebensgefährlichen Bedingungen mussten die Arbeiter mit Hammer und Meissel Kanäle in die Felsen schlagen. Erst dann war es den Bauern möglich, die Zuckerrohrfelder und Weinreben ohne grosse Mühe zu bewässern und die Wirtschaft Madeiras konnte weiterwachsen.
Was im Wallis die Suonen sind, sind auf Madeira Levadas. Eine Wanderung entlang dieser Wasserkanäle ist ein besonderes Erlebnis für alle Sinne. Einige Kanäle führen durch mystische Wälder, andere entlang der Steilküsten und noch andere durch Tunnels und über Bergrücken. Am Wegesrand blüht immer etwas: Schmucklilien, wilde Orchideen oder Passionsfrüchte. Levada-Wanderungen gibt es in verschiedenen Schwierigkeitsgraden. Meistens sind die Wege aber flach und einfach zu begehen. Einige Abschnitte setzen allerdings Schwindelfreiheit und Trittsicherheit voraus.
Eine der schönsten Wanderungen im Hochgebirge von Madeira ist der Aufstieg auf den höchsten Gipfel der Insel, den Pico Ruivo mit 1862 Metern. Der Höhenweg verbindet die höchsten Punkte der Insel miteinander, den Pico do Ariero, den Pico das Torres und den Pico Ruivo. Das herrliche Rundumpanorama entschädigt für die Mühen des Aufstieges über den gut gepflasterten Weg mit teils steilen Treppenstufen. Wer es lieber gemütlicher mag, wählt die kürzere Strecke über die Nordostseite.
Im Westen der Insel Madeira liegt die Pául da Serra-Hochebene, ein Sumpfgebiet ohne jegliche Zivilisation. Hier trifft man auf Kuhherden, welche sich frei bewegen und grasen. Pául da Serra ist aber auch Ausgangspunkt für einige der schönsten Wanderungen der Insel. Viele Strecken starten oder enden in Rabaçal, einem Naturschutzgebiet. Die feuchten Lorbeerwälder und immergrünen Heiden, welche von Flechten und Moos bewachsen sind, gehören zum UNESCO-Weltnaturerbe. Unzählige Wasserfälle, kleine Seen und Wasserkanäle faszinieren jeden Besucher.
Wer genug vom ewigen Grün Madeiras hat, der erreicht nach 2,5 Stunden mit der Fähre die Schwesterinsel Porto Santo. Der fast 9 km lange Sandstrand lädt zum Baden und Strandwandern ein. Ausserdem gibt es quer über die Insel gemütliche Wanderwege, welche zu schönen Aussichtspunkten führen.
Wer beim Wandern vulkanische Aktivität spüren will, der sollte die Azoren erkunden. Sie bestehen aus neun Inseln mitten im Atlantik. Man könnte fast meinen, sie entspringen einem Märchenbuch, so idyllisch ist es hier. Das Naturparadies mit seinen mystischen Landschaften, tiefen Kraterseen, dampfenden Fumarolen und atemberaubenden Ausblicken auf den Atlantik garantiert Abwechslung und Erholung.
Dank dem Golfstrom sind die Temperaturen im Inselparadies sehr ausgeglichen. Wie auch auf Madeira herrscht hier ein subtropisches Klima, was den Pflanzenwuchs fördert. Auf den immergrünen Inseln kann man an einem Tag vier Jahreszeiten erleben. Die Regenjacke und gutes Schuhwerk gehören daher zu jeder Wanderausrüstung. Das Wetter ist ganzjährig wechselhaft, von April bis Oktober aber am stabilsten. Wer sich nicht scheut, dem abwechslungsreichen Wetter die Stirn zu bieten, der hat die Azoren von November bis März fast für sich alleine.
Die grösste Insel der Azoren ist São Miguel. Sie ist auch das vulkanisch aktivste und landschaftlich vielseitigste Eiland. Auf São Miguel gibt es unzählige Wanderwege, welche zu versteckten Kraterseen führen. Am eindrücklichsten sind die Wanderungen im Inselwesten rund um die berühmten Seen von Sete Cidades: Lagoa Azul und Lagoa Verde. Den Fotoapparat sollte man hier immer griffbereit haben. Nach einem aktiven Wandertag entspannt man sich am besten in einem der natürlichen Thermalbäder in Furnas. Das schwefelhaltige Wasser fliesst mit einer konstanten Temperatur von 38 Grad in die Becken. Man sagt dem Wasser eine heilende Wirkung bei Hautkrankheiten, Rheuma und Arthrose nach.
Nicht nur die Flora auf den Azoren ist einmalig, sondern auch die Fauna. Im Atlantik um die Azoren tummeln sich ganzjährig verschiedenste Delfinarten und Pottwale. Von April bis Oktober ist die Chance gross, einen Seiwal oder einen Finnwal zu sehen. Es gibt auf allen Azoren-Inseln Küstenwanderungen, auf denen man das Fernglas dabeihaben sollte. Oft tummeln sich die Meeresbewohner in Küstennähe und man kann diese ganz in Ruhe beobachten.
Wer den höchsten Gipfel Portugals, den Vulkan Pico auf der gleichnamigen Insel, besteigen möchte, braucht keine alpinen Kletterkenntnisse, dafür aber eine gute Kondition, Trittsicherheit und vor allem Wetterglück. Bei wolkenlosem Himmel wird man vom 2351 Meter hohen Berg mit einem atemberaubenden Rundumblick bis zu den Inseln Faial, São Jorge, Terceira und Graciosa belohnt. Alternativ kann man den Vulkan auch vom grünen Hochland Picos oder den Nachbarinseln Faial und São Jorge aus bestaunen.
Flores ist die östlichste der Azoren-Inseln und nur 1930 km von Neufundland in Kanada entfernt. Der Inselname ist Programm: Monatelang blüht es auf der Insel in allen Formen und Farben. Sie ist auf dem weiten Weg der Zugvögel die erste Möglichkeit, sich niederzulassen. So bringen die Tiere in ihrem Gefieder die unterschiedlichsten Blumensamen aus Nordamerika nach Flores. Rauschende Wasserfälle, pittoreske Kraterseen, imposante Steilküsten und einsame Dörfer ziehen Wanderer und Naturbegeisterte magisch an.
Jede der neun Inseln ist komplett anders als die andere. Jede hat ihre speziellen Merkmale und Eigenschaften. Nicht alle sind einfach zu erreichen, doch der Weg lohnt sich. Auf allen gibt es gut markierte Wanderwege in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, die gut selbständig begangen werden können. Die Inseln lassen sich untereinander kombinieren, so dass man bei längeren Aufenthalten die unterschiedlichsten Wanderparadiese kennenlernen kann. Fazit: Wer Portugal und seine Inseln per pedes kennenlernt, wird begeistert sein von der Vielfältigkeit dieses kleinen Landes am westlichen Ende Europas.
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