Schöner könnte der Auftakt nicht ein: Tulpen, Narzissen, Forsythien, Magnolien und Kamelien läuten am Lago Maggiore den Frühling ein. Mit leuchtenden Farben und betörendem Duft grüssen sie Besucher, wenn die weltberühmten Gärten am See nach der Winterpause wieder öffnen.
Obstbäume in zartrosa Blüte und japanische Papiersträucher mit gelblich-weissen Kelchen gehören ebenfalls zu den blühenden Botschaftern, die den Beginn eines monatewährenden Blütenfestivals am Ufer und auf den Inseln des Lago Maggiore anzeigen. Mit einer Kamelien-Ausstellungen in Verbania und Cannero Riviera am 26. /27. März beginnen die Blütenevents. In den Gärten der Villa Taranto, auf einer Landzunge zwischen Verbanias Ortsteilen Intra und Pallanza gelegen, startet der Blütenfestkalender mit der „festa delle bulbose“, dem Fest der Knollengewächse (3. bis 17. April 2022). Neben Osterglocken und Tulpen haben dann Krokusse, Hyazinthen, Milchstern, Blausternchen und unzählige andere blühende Hingucker ihren grossen Auftritt und verwandeln Rasenflächen in Augenweiden.
Noch bunter wird es, wenn die Giardini von Mitte April bis Mitte Mai zu „Colori senza Confini“, zu grenzenloser Farbenpracht, laden, weil dann auch Azaleen und Rhododendren in voller Blüte stehen. Von Juni bis September setzten die Gärtner der Villa Taranto Seerosen und andere Wasserpflanzen spektakulär in Szene. Konkurrenz bekommen die schwimmenden Schönheiten ab Ende Juli von farbgewaltigen Dahlien, an denen sich Besucher bis weit in den Oktober hinein erfreuen können. Zum Ausklang der Saison lassen sich die Giardini di Villa Taranto in den flammenden Farben des Herbstes ein letztes Mal bewundern, bevor es im November wieder in die Winterpause geht. https://www.villataranto.it/de/
Gesamtkunstwerk Isola Bella
Mit seiner streng geometrisch angelegten überbordenden Pflanzenpracht gehört der Barockgarten der Isola Bella, einer der winzigen Inseln in der Borromäischen Bucht, zu den berühmtesten Gärten Italiens und der Welt. Der Aufstieg begann Anfang des 17. Jahrhunderts. Bis dahin liess die Adelsfamilie Borromeo lediglich einen Nutzgarten für den Küchenbedarf auf den Inselchen betreiben, die sie gut 100 Jahre zuvor in ihren Besitz gebracht hatte. Ab den 1630er Jahren aber liess Carlo III. Borromeo mit Hilfe von Baumeistern, Bildhauern und Botanikern die kleine Felseninsel planieren und in ein architektonisches und botanisches Gesamtkunstwerk verwandeln, das weltweit seinesgleichen sucht. Statuen, Springbrunnen und Obelisken setzten die terrassenförmig arrangierte Vegetation perfekt in Szene. Von Frühling bis weit in den Herbst hinein wird jede der zehn Gartenterrassen immer wieder zur Bühne für kunstvoll komponierte Farbenexplosionen. Kamelien- und Rosenspaliere im Mai, Oleander im Juni, Zitrus- und Rispenhortensien im Hochsommer sorgen für faszinierende Blütenschauspiele auf der Isola Bella. Zu den Publikumslieblingen gehören das Azaleenparterre und die „Giardini d’Amore“, die Liebesgärten, mit ihren anmutigen Buchsbaumhecken, und nicht nur Botaniker haben an Raritäten wie dem jahrhundertealten Kampferbaum, am Mammutblatt mit seinen bis zu zwei Meter grossen Blättern und an dem zweiflügeligen Schneeglöckchenbaum die ganze Saison hindurch ihre helle Freude. Auch die auf der Insel freilebenden weissen Pfaue tragen zur fast unwirklichen Atmosphäre dieses Ortes bei.
Nasenbären zwischen Blumenbeeten
Als Blumen- und Tiergarten gleichermassen lockt der Park der Villa Pallavicino, der sich auf 18 Hektar am Seeufer bei Stresa erstreckt. Zebras, Kängurus, Nasenbären, Saruskraniche und Flamingos leben schon seit vielen Generationen auf dem Gelände der neoklassizistischen Villa. Tiere aus fernen Ländern um sich zu haben, gehörte eben auch zu den Leidenschaften, die man einst in Adelskreisen pflegte. In jüngerer Vergangenheit sind auch von Förstern aufgepäppelte Wildtiere, die in freier Natur keine Überlebenschance hätten, im Park der Villa Pallavicino heimisch geworden – zur Freude der grösseren und kleineren Besucher.
https://www.isoleborromee.it/parco-pallavicino/
Enzian und Traumpanorama
Anfang April beginnt auch für den hoch über der Ortschaft Stresa gelegenen Giardino Botanico Alpinia die neue Saison. Über 700 Pflanzenarten – Heilkräuter, Heilpflanzen und Alpengewächse – lassen sich bei einem Spaziergang durch die verschiedenen botanischen Areale des Berggartens bestaunen. Zu den blühenden Stars gehört hier der Enzian mit seinen violetten Glockenblüten. Aber nicht nur Gewächse aus der benachbarten Alpenregion, auch ursprünglich im Kaukasus, in China oder Japan zu Hause beheimatete Pflanzen fühlen sich hier, am Hang des Mottarone-Berges, ganz offensichtlich wohl. Dass der in 800 Metern Höhe gelegene Giardino Alpinia auch fantastisches Panorama bietet, macht den Ausflug noch attraktiver. Ganz gleich vor welchem Beet man hier steht – die Aussicht über den grossen See am Fusse der Alpen ist atemberaubend und stiehlt der Botanik zugegebenermassen die Schau.
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Autor: Teresa Bass
Beitragsbild: ©r.maggioni