Der in L’Isle, einem Dorf am Jurafuss, aufgewachsene Jungunternehmer konnte sich nicht vorstellen, seine Werkstatt anderswo als in der Region einzurichten.
Unweit von hier findet Lucas das wertvolle Holz, aus dem er seine Ski anfertigt, die voll im Trend liegen.
Die Herstellung von Holzski ist gewissermassen eine Rückkehr zu den Ursprüngen. Ein Beweggrund für Sie?
Ja, Holz ist ein Werkstoff, der mir zusagt. Es ist lebendig, behaglich, angenehm zu bearbeiten und sogar etwas mystisch, denkt man an die Bäume, an denen die Jahre so spurlos vorübergehen. Zu Beginn wurden Ski aus Eschenholz von Hand angefertigt. Es war eine Zeit, in der man wusste, was es bedeutet, nachhaltig und mit Respekt zu arbeiten, mit der Leidenschaft für ein Objekt, das eine Geschichte erzählt.
Welche Unterschiede bestehen zwischen einem Holzski und einem industriell gefertigten Ski?
Es gibt keinen eigentlichen Unterschied, aber ich kann das nicht wirklich beurteilen. Meine Kunden sagen, dass die Resonanz anders sei. Ist es der Holzkern oder ist es rein psychologisch? Der Freerider Nicolas Falquet und
Botschafter meiner Ski mag sie, weil sie personalisiert werden können, im Gegensatz zu Ski aus grossen Fabriken, die nicht die Möglichkeit haben, auf jeden ihrer Kunden einzugehen.
Kann man Ihre Ski auch per Mausklick kaufen oder ist das Vorgehen anders?
Im Allgemeinen kontaktieren mich meine Kunden per E-Mail und kommen dann in die Werkstatt, damit ich ihre Vorstellungen und ihre eventuellen visuellen Personalisierungen verstehen kann. Sie machen dann einige Abfahrten mit meinen Testski, die zu den ersten Ski gehören, die ich hergestellt habe. Dann passe ich die Härte des Skis je nach Fahrstil des Kunden an.
Sie sind ein Freeride-Fan. Kann man bei Ihnen auch Abfahrts- oder Tourenski bestellen?
Ich habe damit angefangen, Ski für mich selbst anzufertigen, das heisst zum Freeriden. Aber schon zu Beginn der Vermarktung habe ich auch Pisten- und sogar Tourenski angeboten. Für Tourenski kann ich leichteres
Holz als Esche verwenden. Ich empfehle meinen Kunden aber immer, bei Eschenholz zu bleiben, wegen seiner Festigkeit und seiner lokalen Herkunft.
Was ist Ihr Werdegang? Haben Sie eine Schreinerausbildung?
Nach meinem Hochschulstudium in Agrar- und Ernährungswissenschaften war ich eine Zeit arbeitslos, in der ich viel gebastelt habe, darunter auch Holzski. Ich
habe sie zunächst für mich selbst angefertigt, dann für Freunde, die Familie… Ich sah mich nicht in einer Fabrik arbeiten, denn dies steht im Widerspruch zu meinen Werten.
Gleichzeitig wusste ich immer, dass ich wie mein Vater und meine beiden Schwestern selbständig sein wollte. Ich sagte mir also: Warum nicht meine Holzski vermarkten?
„Das Geheimnis eines gelungenen Skitags ist, spontan zu sein…“
Welches ist Ihre bevorzugte markierte Route im Kanton Waadt?
Ich lebe und arbeite am Fuss des Waadtländer Juras. Dorthin gehe ich manchmal zum Langlaufen und Schneeschuhwandern, vor allem auf den Mollendruz-Pass, wo es nette Alpwirtschaften gibt. Ich gehe auch
nach Les Diablerets und auf Glacier 3000, vor allem zu den Freeride Days.
Haben Sie im Winter ein Lieblingsevent in den Waadtländer Alpen?
Ich mag flippige Veranstaltungen zum Saisonschluss wie den Fluo Flash Fun in Les Diablerets.
Was nehmen Sie zu einem Skiausflug alles mit?
Ich habe oft einen Schweizer Schokoriegel in der Jackentasche, für den Fall, dass wir keine Zeit für ein Picknick haben. Jetzt aber ganz im Ernst: Ich habe natürlich Sicherheitsmaterial dabei wie LVS (Lawinenverschüttetensuchgerät), Schaufel und Sonde.
Haben Sie ein Skifahrergeheimnis, das Sie gerne mit uns teilen würden?
Das Geheimnis eines gelungenen Skitags ist, spontan zu sein und sich überraschen zu lassen. Mit meinen Freunden lernen wir gerne «Einheimische» kennen, was schon in denkwürdigen Partys endete. Einmal wurden wir sogar eingeladen, in einem alten Landhaus zu übernachten. Wenn man zu viel organisiert und für den Abend etwas anderes geplant hat, kann man vieles verpassen.
Welcher Aussichtspunkt in den Waadtländer Alpen inspiriert und berührt Sie am meisten?
Nach einem Tag auf Glacier 3000 bleibe ich gerne eine Weile auf der Isenau, um an der Sonne vor dem wunderschönen Panorama mit Blick ins Dorf hinab zu grillen.
Gibt es ein Gericht oder ein Getränk, das für Sie an keinem Skitag fehlen darf?
Scharfer Senf auf einem Stück rezentem Gruyère AOP, den mein Vater in L’Isle herstellt. Es funktioniert auch mit dem Pavé fleuri, seiner Weichkäsespezialität mit einer Rinde, die er mit Kräutern der Provence würzt.
Mehr zu Begegnungen mit Liebhabern des Waadtländer Winters erfahren Sie hier.
Autor: © Magazine Vivre Hiver 2020
Beitragsbild: © Woodspirit