Während der Krise zwischen 2006 und 2012 standen auf Culatra viele Fischerfamilien vor dem wirtschaftlichen Aus. Ihre Muscheln fanden kaum mehr Absatz. Um stattdessen in Austernbänke zu investieren, fehlte den Inselbewohnern das nötige Kapital.

Die Bedingungen für die Austernzucht sind in der Lagune im Osten der Algarve in der Bucht von Cadiz ideal. Durch den steten Austausch sorgen die Gezeiten für sauberes, nährstoffreiches Atlantikwasser. In den seichten Gewässern, die 1755 durch ein Erd- und Seebeben entstanden, wächst die begehrte Delikatesse in nur 15 Monaten zur Verkaufsgrösse an.

Algarve (c) Regula Zellweger
Algarve (c) Regula Zellweger

Stimmungsvolle Atmosphäre
In den Orten Tavira und in Fuseta auf dem Festland werden heute Austern unter der Leitung von französischen Lizenznehmern in Massenproduktion angebaut. Auf der kleinen Insel Culatra blieben die Franzosen erfolglos. Sie hatten nicht mit dem traditionellen Gemeinschaftssinn der Fischer von Culatra und mit Silvia Padinha, der Präsidentin der Insel und Umweltaktivistin, gerechnet.

Damit die Symbiose zwischen Meer und Mensch fortlebt, braucht es Diversität und der Mensch muss etwas zurückgeben. Silvia Padinha setzt sich deswegen unermüdlich für Umweltschutz und konsequente Müllreduktion auf der Insel ein. Auf Culatra leben rund 1000 Menschen, Immobilien werden ausschliesslich in den Familien weitervererbt.

Algarve (c) Regula Zellweger
Algarve (c) Regula Zellweger

Nachhaltiger Tourismus
Das Festland mit seinen Touristenhochburgen ist nur drei Kilometer Luftlinie entfernt. Deshalb setzt die Insel auf Tagestourismus. Wer sich die Zeit nimmt, mit der Fähre überzusetzen, wird mit einer intakten Landschaft, authentischen Menschen und weiten Sandstränden – fernab vom Massentourismus der Algarve – belohnt. Mit etwas Glück kommt man vielleicht bei Fischern unter – es ist wunderschön, nachts auf der Insel.

Algarve (c) Regula Zellweger
Algarve (c) Regula Zellweger

Delikatessen aus dem Meer
Im Restaurant im Dorf Culatra bekommt man einfache, schmackhafte Fischgerichte. Zum Apéro geniesst man frische Austern oder frittierte Petermännchen, ein Fisch, der lebendig eines der giftigsten Tiere Europas ist. Danach folgt ein gegrillter Fisch aus dem Fang des Tages mit Salat. Dazu gibt es Wein aus der Region. Man hört die Möwen kreischen und Hafenduft wabert durchs Dorf.

Algarve (c) Regula Zellweger
Algarve (c) Regula Zellweger

Gern wird die Austernzucht erklärt: In flachen Metalltaschen liegen Säcke mit löchrigen Maschen, darin die Austern. Die Oberseite wird mit einer dicken Schicht Algen bedeckt. Austern ernähren sich mit Plankton aus dem Atlantikwasser, wachsen rasch und müssen regelmässig umgebettet werden. Im 14-Tage-Rhythmus werde die Säcke gedreht und die Austern geschüttelt. Austernzucht beinhaltet viel Handarbeit.
Culatra ist ein Mikrokosmos, der zukunftsweisend ist und Hoffnung weckt. Dafür braucht es Menschen wie Silvia Padinha, Menschen wie die Fischer von Culatra.
www.visitalgarve.pt

Regula Zellweger