Die Touristenzahlen in Laos steigen. Vor allem Thailänder und Vietnamesen besuchen den nördlichen Nachbarn. Zudem macht der Bau des neuen Schnellzuges das Reisen im Land angenehmer und unkomplizierter. Doch trotz steigender Besucherzahlen (vor der Coronapandemie waren es knapp 4 Millionen, Thailand zum Vergleich brachte es auf etwa 40 Millionen) ist Laos ausserhalb Asiens immer noch ein Geheimtipp. Wer sich Zeit nimmt, das «Land der Million Elefanten» zu entdecken, wie Laos historischer Name lautet, der kann immer noch abseits ausgetretener Touristenpfade reisen. Nebst einer Bootsfahrt auf dem Mekong und einem Besuch in der bezauberten Stadt Luang Prabang, sollte folgende Highlights auf der Bucketlist stehen:

Bei dem Karst-Bergen in Nong Khiaw

Etwa 130 Kilometer nördlich von Luang Prabang schlummert das Dörfchen Nong Khiaw zwischen Karstbergen, die wie Zipfelmützen aussehen. Schon die Anreise mit dem Bus (oder einem eigenen Auto mit Fahrer) ist ein Abenteuer: Für die 130 Kilometer benötigt man etwa drei Stunden. Die Nationalstrasse, einer der wichtigsten Verbindungen im Land, ist in jämmerlichem Zustand und eine kleine) Tortur für Knochen und Wirbelsäule. Der gemächliche Charme des Städtchens Nong Khiaw ist das Durchrütteln allemal wert. Genächtigt wird in Boutiquehotels (oder in Strohhüttchen am Fluss Nam), das Znacht gibt es mit den Einheimischen in einer der wenigen Bars an der staubigen Hauptstrasse, zum Wohlfühlen gehts in eine laotische Dampfsauna (bei tropischen Temperaturen verblüffenderweise eine Wohltat!). Morgens scheppern sozialistischen Durchhalteparolen aus altersschwachen Lautsprechern. Egal: Früh aufstehen, ist hier sowieso geboten! Denn die kegelförmigen Berge sind ein herrliches Wander- und Trekkingrevier.

Tipp: Noch beschaulicher ist der kleine Ort Muang Ngoy, den man nur mit dem Boot erreicht. In der Abgeschiedenheit des Ortes kann man herrlich entspannen.

Das Dörfchen Nong Khiaw schlummert zwischen Karstbergen. © Jon Chica / Adobe.Stock

Die Abenteuer-Hauptstadt Vang Vieng

Das Städtchen Vang Vieng, etwa auf halbem Weg zwischen der Hauptstadt Vientiane und Luang Prabang, ist das zweitwichtigste Touristenziel des Landes. Insbesondere Outdoor-Fans besuchen die «Adventure Capital of Laos»: die urwaldüberwucherten Karstbergen eignen sich fürs Klettern und Trekken. Des Weiteren kann man Höhlen erkunden, auf Rafts Flüsse herunterrasen oder auf Ziplines durch Baumriesen sausen. Das vielleicht schönste Erlebnis ist eine Heissluftball-Fahrt bei Sonnenaufgang, bei der man die aussergewöhnliche Landschaft mit ihren Kegelbergen und weiten Tälern, auf einer unbekannten Perspektive entdeckt.

In den letzten Jahren wurden viele gute (Boutique)-Hotels eröffnet. Zu empfehlen sind das Viersterne Riverside Boutique Resort mit schöner Gartenanlage und gutem Restaurant direkt am Fluss und das Vien Tara Resort, das mitten in Reisfeldern liegt und einen schönen Blick auf die umliegenden Berge bietet. Tolle Instagram-Motive.

So schön die Natur hier ist, einen Nachteil hat die Stadt:  Vang Vieng zieht viele Backpacker zum Partymachen an – sehr beliebt ist das Tubing, das Treibenlassen in aufgeblasenen Autoreifen, bei dem viel Alkohol konsumiert wird. Im Stadtzentrum und entlang des Flusses kann es manchmal laut werden. Das bedeutet: Wer Vang Vieng besucht, sollte sich hauptsächlich auf Erkundungen in der Umgebung gehen.

Die sagenumwobene Ebene der Tonkrüge liegt im Nordosten von Laos. © Dmitry Chulov

UNESCO-Welterbe: Buddhistische Tempel, Khmer Ruinen und mystische Mega-Krüge

Laos weist drei Unesco-Welterbestätten auf. Die bedeutendste (und meist besuchte) ist die Stadt Luang Prabang, die für ihren Mix aus traditioneller buddhistischer Architektur und französischer Kolonialarchitektur in die Liste aufgenommen wurde. Ganz im Süden des Binnenlandes unweit der Grenze zu Kambodscha befinden sich Ruinen eines Hindutempels aus der Zeit der Khmer vor etwa 1000 Jahren. Die Tempelanlage Vat Phou, in deren Umgebung weitere Bauten sowie Bewässerungsanlagen zu finden sind, erinnert an die berühmtere Khmer-Hauptstadt Angkor Wat im heutigen Kambodscha – aber ohne die Menschenmassen. Wer also die Khmer-Architektur mit ihren langen Fluchten, den typischen Gebetsnischen und filigranen Skulpturen in Ruhe besichtigen will, sollte sich in den Süden von Laos aufmachen. Auch wenn die Dimensionen einiges kleines sind als in der ehemaligen Khmer-Hauptstadt, ein eindrückliches Erlebnis ist die Tempelanlage Vat Phou allemal.

Die ungewöhnlichste und weltweit einmalige Unseco-Welterbestätte befindet sich im Osten des Landes: die Ebene der Steinkrüge, über 2000 steinerne «Krüge», die sich über die zentrale Hochebene verteilen. Hergestellt wurden die ein bis drei Meter messenden Steingefässe von einer megalithischen Kultur zwischen 500 vor und 500 nach Christus. Wer die Erbauer waren, ist ungewiss, ebenso wie deren Verwendung. Waren es gigantische Urnen? Die lokalen Legenden haben eine andere Erklärung. Riesen haben in den Krügen Bier gebraut.

An der Grenze zu Kambodscha liegt «Si Phan Don», das Gebiet der «4000 Inseln». © Hien Phung

Im Reich der 4000 Inseln

Als Binnenland hat Laos zwar keinen Meeresstrand, Beach-Feeling kann man hier dennoch geniessen – und das gleich an 4000 Inseln. An der Grenze zu Kambodscha im Süden des Landes befindet sich das Gebiet «Si Phan Don», das übersetz so viel bedeutet wie «4000 Inseln». Gemeint ist eine Ebene, in der sich der Mekong in duzende Arme aufteilt und während der Regenzeit bis 14 Kilometer in die Breite wachsen kann. Ein Grossteil der Inseln (sind es wirklich 4000?) sind zwar nur Sandbänke und Felsbrocken, eindrücklich ist die Flusslandschaft auf jeden Fall. Drei Eilande sind bewohnt und auf weiteren wird Landwirtschaft betrieben. Das Leben geht hier selbst für die gemütlichen laotischen Verhältnisse einen sehr ruhigen Gang – ideal fürs Entschleunigen und Chillen.

Wenn man nicht auf dem Liegestuhl relaxed oder in einem lokalen Restaurant mit laotischen Spezialitäten geniesst, kann man mit dem Velo durch Reisfelder radeln, Wasserfälle besichtigen oder mit dem Kajak durch die Inseln paddeln. Wer individuell unterwegs ist, bleibt hier garantiert länger als geplant – manch ein Asienfreund ist gar ganz ausgewandert.