Es gibt viele gute Gründe, das jurassische Städtchen Delémont (Delsberg) ganz oben auf die Liste möglicher Ausflugsziele zu setzen. Beispielsweise eine Entdeckungstour zu den zahlreichen historischen Gebäuden, wie dem Stadthaus, der Kirche Saint-Marcel und dem Schloss, das einst als Sommerresidenz des Prinz-Bischofs von Basel diente. Oder zur hoch über der Stadt gelegenen Chapelle du Vorbourg, wo sich eine herrliche Aussicht über das Birstal bietet.

Schlagendes Argument

Sehr empfehlenswert ist auch ein Bummel durch die Gassen der in den letzten Jahren restaurierten Altstadt mit ihren Boutiquen und Restaurants, mittelalterlichen Bauten, schmucken Häuserfassaden und schönen Brunnen. Es ist dies ein besonders schlagendes Argument, unbedingt in den nächsten Tagen nach Delémont zu reisen. Denn im Kontext des grossen Comicfestivals «Delémont’BD» findet noch bis am 15. August im Herzen der Altstadt die zweite Ausgabe des Freiluft-Museumsparcours «Les Jardins merveilleux» statt. Gezeigt werden Werke von rund 40 Comic-Zeichnerinnen und -Zeichnern aus dem In- und Ausland, gegliedert in 25 Exponate und Ausseninstallationen. Das Programm spricht alle Altersgruppen an, es weicht auch von gewohnten Mustern ab. Die Kreationen der Künstlerinnen und Künstler werden auf Fassaden, in Gärten, auf der Strasse, auf schrägen Pulten oder in Bäumen realisiert und können – kostenlos und frei zugänglich – bei Tag und Nacht bestaunt werden. Texttafeln informieren auf Deutsch und Französisch zu Autoren und ihren Präsentationen.

©Daniel Caccin
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Humorvoll, gefühlvoll, sinnlich

Nebst Zep, dem Vater von Titeuf, und Plonk&Replonk stellen beispielsweise die Deutschschweizer Lika Nüssli und Matthias Gnehm aus. Nüssli geht zeichnerisch und ohne Worte der schmerzhaften Geschichte ihres Vaters nach, der ein Verdingkind war. Gnehm stellt sein aktuelles Werk vor, in dem ein Schriftsteller nicht mehr schreibt, sondern seine Worte in ein Handy diktiert. In der «lustigen Enzyklopädie» macht sich Adrienne Barman farbenfroh auf die Suche nach Charakterzügen und besonderen Merkmalen in der Tierwelt und ordnet sie mit einem Augenzwinkern neu. Maeva Rubli und Hanna Schiesser haben während des ersten Lockdowns mit vereinten Zeichenkünsten – ohne Worte – ihre Gefühle gegenüber der Welt um sie herum zum Ausdruck gebracht. Und die deutsche Zeichnerin Zelba wartet mit sinnlichen und zarten Zeichnungen auf.

Volksnaher Ansatz

Auch der in Porrentruy lebende Cartoonist und Karikaturist Pitch Comment – seine Beiträge sind regelmässig u.a. im «Le Quotidien Jurassien» und «Le Matin Dimanche» zu sehen – ist im «Les Jardins merveilleux» vertreten. Inspiriert vom Krieg in der Ukraine zeigt er einen unüblichen Rundum-Blick auf das friedliche Städtchen Delémont; eine Schwarz-Weiss-Zeichnung, die ganz besondere Denkanstösse liefert. Für den 52-jährigen Künstler bietet der Museumsparcours die Chance, eine vielfältige Comic-Welt zu erkunden, die weit über Micky Maus und Asterix hinaus geht. «Die Palette an zeichnerischen Äusserungen ist riesig, hier gibt sich für Alt und Jung die Möglichkeit einer Auseinandersetzung mit dieser Kunstform», ist Comment überzeugt.

Gleicher Meinung ist auch Philippe Duvanel, Direktor des Festivals. Die Ausstellung unter freiem Himmel lasse den Leuten mehr Freiheiten, und die Hemmschwelle, ins Museum zu gehen, falle weg. «Der Parcours ist ein sehr volksnaher Ansatz, Comic zu zeigen, ohne jedoch die kulturelle und didaktische Bedeutung dieser Kunst zu vernachlässigen», führt er aus und betont auch die positiven Auswirkungen auf den Tourismus. Das Festival habe eine Ausstrahlung bis weit über die Landesgrenzen hinaus, davon profitieren mit Sicherheit die Kantonshauptstadt und die weitere Region.» So möchte «Delémont’BD» mit dem Konzept der «Jardins merveilleux» also einerseits die Einzigartigkeit seines Angebots unterstreichen und damit die kulturelle Förderung der Comics anstreben. Indes: «Ein weiteres Ziel ist die Steigerung der touristischen Attraktivität von Delémont», meint Philippe Duvanel weiter. An die 10’000 Besucher seien anlässlich der Erstauflage vor einem Jahr registriert worden, heuer rechne man mit weit mehr Gästen.

©Daniel Caccin
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Kurze Anreise

Delémont (Delsberg) liegt am Knotenpunkt der Hauptstrassen von Basel nach Biel und nach La Chaux-de-Fonds. Ab Biel dauert die Anfahrt über die A16 knappe 50 Minuten. Ungefähr eine halbe Stunde muss veranschlagen, wer ab Biel mit der Bahn anreist. Eine empfehlenswerte Variante, zumal das Parkplatz-Angebot vor Ort nicht übermächtig ist. Zu Fuss ist die Altstadt in ein paar Minuten zu erreichen.

Seit 1909 beherbergt die Hauptstadt des Kantons Jura das Museum für jurassische Kunst und Geschichte, in dem eine Sammlung der Geschichte des Juras von den Römern und Merowingern bis in die jüngere Vergangenheit ausgestellt ist. In seinem Buch «Les très riches heures du Jura» hat sich auch der Zeichner Pitch Comment (siehe Haupttext) mit dieser Thematik beschäftigt, sehr humorvoll und träf und mit deutlich spürbarer Liebe zu seinem Heimatkanton.

Delsberg ist Träger des Wakkerpreises 2006. Der Schweizer Heimatschutz ehrte die Stadt damit «für die Wiederaufwertung des öffentlichen Raumes im Zentrum durch Renovationen und die Einführung einer Tempo-30-Zone».

www.delemontbd.ch

www.j3l.ch

www.juratourisme.ch

Autor: Walo Mühlheim

Beitragsbild: © Daniel Caccin