Lockdown – Rekordsommer – erneuter Lockdown: Die neue Hoteldirektorin Sophie Cook führt das Grand Hôtel & Centre Thermal Yverdon-les-Bains durch bewegte Zeiten. Voraussichtlich im kommenden Frühling startet zudem ein grosses Renovationsprojekt. Die Boas Swiss Hotels wollen 32 Millionen Franken in die Erneuerung der Anlage stecken.
Ferientrends: Sophie Cook, Sie haben im August die Direktion des Grand Hôtel & Centre Thermal Yverdon-les-Bains übernommen. Sind Sie mit dem Start zufrieden?
Sophie Cook: Es ist natürlich eine riesige Herausforderung, einen solch grossen Betrieb mitten in der Corona-Pandemie zu übernehmen. Aber wir hatten Glück. Nach dem Lockdown im Frühling erholte sich die Nachfrage sehr rasch. Wir verzeichneten einen Rekordsommer. Die Hotelauslastung war so hoch wie noch nie. Das ganze Team machte unglaublich toll mit.
Mittlerweile hat sich die Corona-Situation wieder zugespitzt. Am 4. November verfügte der Kanton Waadt, dass das Thermalzentrum vorübergehend geschlossen werden muss. Welche Auswirkungen hat das auf den Gesamtbetrieb?
Momentan sind nicht nur die Thermalbecken, der Spa-Bereich, das Fitnessstudio und die Restaurants zu, sondern auch das Grand Hôtel Yverdon-les-Bains. Unser Hotel funktioniert nur mit dem Thermalzentrum zusammen. Wenn wir keinen Thermenbesuch anbieten können, ziehen wir zu wenig Gäste an, um das Hotel rentabel zu betreiben. Offen sind zurzeit das Schönheitszentrum, wenn vorher ein Termin vereinbart wurde, und das Medizinische Zentrum.
Das Grand Hôtel & Centre Thermal Yverdon-les-Bains trägt das Thermalzentrum ja auch im Namen. Was bietet es eigentlich den MICE-Gästen?
Insgesamt haben wir 14 Seminarräume anzubieten. Normalerweise sind wir ein Ort, den die Leute für grosse Seminare und Bankette aufsuchen. Die Beschränkung der Teilnehmerzahl hat natürlich Folgen. In den letzten Monaten beherbergten wir viele kleine Seminare von 8 bis 25 Personen. Diese Situation zwingt uns, uns neu zu erfinden. Fürs nächste Jahr wollen wir im MICE-Bereich neue Angebote schnüren. Die Seminare sollen mit Aktivitäten auf dem Hotelgelände und in der Region Yverdon-les-Bains ergänzt werden. Das können Yoga- und Nordic-Walking-Kurse auf unserem Areal sein, eine Wanderung im Jura oder ein Bootsausflug.
Welchen Anteil am Gesamtgeschäft machen die MICE-Gäste aus?
In normalen Zeiten haben wir 50 Prozent Leisure- und 50 Prozent MICE-Gäste. Während der Woche finden viele Seminare statt, am Wochenende sind viele Individualreisende zu Gast. Seit der Wiedereröffnung nach dem Corona-Ausbruch im Frühling haben die Seminare allerdings deutlich abgenommen. Bei uns wurde das im Sommer zum Glück durch die vielen Individualtouristen komplett kompensiert. Die Schweizer blieben im Land. Und es zeigte sich, dass die Region Yverdon-les-Bains sehr attraktiv für Gäste aus der ganzen Deutschschweiz ist. Im Sommer hatten wir 80 Prozent Individualgäste und nur noch 20 Prozent MICE-Gäste.
Sie stammen aus der Region. Hilft das beim Führen des Grossbetriebs?
Es ist sicher ein grosser Vorteil, dass ich die Region gut kenne. Ich bin im Alter von vier Jahren nach Yverdon gekommen und habe hier meine ganze Jugend verbracht. Yverdon ist keine grosse Stadt wie Lausanne. Hier funktionieren die Dinge ein bisschen anders. Wenn man mit lokalen Handwerkern, mit Freizeitanbietern oder den Mitarbeitern etwas vereinbart, kann man das häufig noch per Handschlag regeln. Es muss nicht jedes Detail in einem schriftlichen Vertrag festgehalten werden. Das vereinfacht die Dinge. Ich bin stolz auf unsere wunderschöne Region.
Die Boas Swiss Hotels haben ein grosses Renovationsprojekt fürs Grand Hôtel & Centre Thermal Yverdon-les-Bains angekündigt. Wie steht es damit?
Bis Ende Jahr sollten alle Baubewilligungen vorliegen. Läuft alles planmässig, können die Renovationsarbeiten im kommenden Frühling beginnen. Sie dauern voraussichtlich drei Jahre. Wir sind daran, Lösungen zu erarbeiten, damit die Thermalbecken und das Hotel während dieser Zeit offenbleiben können. Das sind gute Neuigkeiten. Die Hotelgruppe Boas hat 32 Millionen Franken für die Neugestaltung und den Ausbau des historischen Hotels und des Thermalzentrum bereitgestellt.
Was denken Sie ‒ wo steht das Grand Hôtel & Centre Thermal Yverdon-les-Bains in fünf Jahren?
Das Ziel ist klar: Wir wollen uns im Bereich Wohlbefinden, Fitness und Gesundheit positionieren. Die Vorzeichen dafür sind gut: Wir werden dannzumal ein wunderschönes Hotel mit renovierten Zimmern, Restaurants mit regionaler Küche sowie ein Thermalzentrum mit neuen Attraktionen haben. Im neuen Gesundheitszentrum werden Ärzte, Physiotherapeuten und Ergotherapeuten arbeiten, damit Gäste, die präventiv etwas für ihre Gesundheit tun wollen oder Therapie benötigen, dieses Angebot gleich vor Ort vorfinden. Uns stehen mit diesem Grossprojekt aufregende Jahre bevor. Ich freue mich darauf. Ich bin überzeugt, dass wir im Team über uns hinauswachsen werden.
Zahlen und Fakten zum Betrieb
Vor ziemlich genau fünf Jahren hat das Grand Hôtel & Centre Thermal Yverdon-les-Bains den Besitzer gewechselt: Die Stadt Yverdon übergab den Gebäudekomplex am 1. November 2015 an die Hotelgruppe Boas Swiss Hotels. Das historische 4-Sterne-Superior-Hotel liegt inmitten eines prächtigen Parks mit altem Baumbestand. Es verfügt über 116 Zimmer, 14 Seminar- und Banketträume, einen «Belle-Epoque»-Saal, zwei Restaurants und eine Lounge-Bar. Das Thermalbad besteht aus verschiedenen, zum Teil dreistöckigen Gebäuden, die untereinander verbunden sind. Im Aussenbereich stehen zwei grosse Schwimmbecken zur Verfügung. Dem schwefelhaltigen Thermalwasser mit einer natürlichen Temperatur von 29 ⁰C wird besonders wohltuende Wirkung bei Muskulatur-, Gelenk- und Atemwegsbeschwerden zugeschrieben.