Das Aostatal präsentiert sich wie ein riesiges Amphitheater, eingerahmt von imposanten Drei- und Viertausender.

Das Aostatal ist enorm reich an Naturschätzen von unglaublicher Schönheit. Naturparks, Schutzgebiete und botanische Gärten gehören ebenso dazu wie urige Dörfern mit ihren typischen Schiefersteindächern sowie über 120 Burgen und Schlösser, die das Bild des Aostatals prägen. Mit dem Mont Blanc, dem Monte Rosa, dem Matterhorn und Gran Paradiso wird das Aostatal von den höchsten Gipfel der Alpen domi­niert. Es präsentiert sich als eine Mischung der Kulturen – geprägt von italienischem Flair mit einem feinen französischen Touch und ist ein wahres Paradies für Wanderer und Naturfreunde.

Vom Jagd- zum Schutzgebiet

Der Gebirgsstock des Gran Paradiso erhebt sich südlich der beiden höchsten Alpenmassive, des Mont Blanc und des Monte Rosa. Charakteristisch für das Massiv sind tiefe Taleinschnitte mit steilen Felshängen und spitze Berggipfeln. Derweil ist der Gran Paradiso Nationalpark der älteste in ganz Italien. Wie andere Naturschutzgebiete in den Alpen geht auch der Nationalpark Gran Paradiso aus einem ehemaligen Jagdrevier hervor. Im Jahr 1856 erklärte König Vittorio Emanuele II. einen Teil des heutigen Parkgebietes zum Königlichen Jagdschutzgebiet – und rettete so paradoxerweise den alpinen Steinbock vor dem Aussterben. Denn im Jahre 1920 machte der König dem italienischen Staat die 2100 Hektar seines Jagdschutz­gebietes zum Geschenk; mit der Auflage, dass daraus ein  Nationalpark entstehen soll. So wurde der Gran Paradiso 1922 der erste offizielle Nationalparks Italiens.

Lago Vallette Champdepraz © Vallée d’Aoste Tourisme

Spektakuläre Aussichten

Heute bietet der Gran Paradiso Nationalpark wunderbare Möglichkeiten für Wandertouren – sei es in den valdostanischen Tälern Cogne, Valsavarenche und Val di Rhêmes oder auf der piemontesischen Seite in den Valli Orco und Soana. Mittlerweile erstreckt sich diese geschützte Zone des Aostatals auf das Territorium von drei Tälern: Cogne, Valsavarenche und Rhêmes in einer äusserst priviligierten Panoramalage mit spektakulärem Blick auf den Gran Paradiso­Gletscher. Die Aufgaben des Parks bestehen heute primär darin, das Gebiet auf umweltverträgliche Weise zu bewirtschaften und zu schützen.

Der Naturpark des Mont Avic

Zwischen Champdepraz und Champorcher, in beinahe unberührten Tälern, erstreckt sich an der Grenze zum Gran Paradiso ein weiteres Schutzgebiet: Der Naturpark des Mont Avic. Das faszinierend schöne Gebiet wurde im Jahr 1989 unter Schutz gestellt. Über 5,7 Hektar breitet sich eine wertvolle Flora und Fauna aus, birgt tiefe Wälder mit Kiefern, Lärchen und Buchen, aber vor allem auch eine Unzahl an Gletscherseen, Flüsschen und Wasserläufen. Da die Region so bergig ist, konnten die Bewohner dieser Region kaum Agrar­ und Viehwirt­schaft betreiben – und so diese Landschaft kaum zugunsten menschlicher Bedürfnisse verändern. Vor allem an den  Gewässern mit ihren wilden, steinigen Ufern, ist zu erkennen, wie ursprünglich und intakt die Natur im Mont Avic­Park immer noch ist. Heute führen über 100 Kilometer Wanderwege durch die wunderschöne Landschaft des Parks.

Höhenweg der Giganten

Auf Höhenwegen im Aostatal erleben Wanderer einige der berühmtesten Viertausender der Westalpen, wie den Monte Rosa, fast schon zum Greifen nah. Ein Klassiker ist die Alta  Via Nr. 1, der «Höhenweg der Giganten» getauft wurde. Er startet in Donnas und führt durchs Gressoney­Tal am Fusse des Monte Rosa und zieht sich über die gesamte Nordseite des Aostatals. Auch der Höhenweg Alta Via Nr. 2 ist atemberaubend und wird, vollkommen zu Recht, «Höhenweg der Naturschönheiten» genannt. Er ist von grossem landschaftlichem und botanischem Interesse, weil er grösstenteils durch das Gebiet des Nationalparks Gran Paradiso und des Regionalparks Mont Avic führt.

Tief verwurzelte Traditionen

Die Strecke führt jedoch nicht nur an eindrucksvollen und unberührten Landschaften mit seltenen Alpentieren und ­pflanzen vorbei, sondern auch an bewohnten Gebieten. Diese geben Aufschluss über die Traditionen und die Handwerkskunst im Aostatal und bieten darüber hinaus regionaltypische Delikatessen zur Verkostung an. Spannend ist die Auseinan­dersetzung mit der typischen Architektur in den Dörfern, mit den tief verwurzelten und noch heute gelebten Traditionen und der sprichwörtlichen Gastfreundschaft. Und dies auf einer Wanderroute, die praktisch das ganze Jahr zugänglich ist wobei die Temperaturen im Frühling oder Herbst ideal sind. Da der Höhenweg Nr. 2 sehr gut ausgeschildert ist eignet er sich für alle Wandertypen in verschiedenen Schwierigkeitsgraden.

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Autor: Walo Mülheim

Beitragsbild: © Vallée d’Aoste Tourisme