Schon vor der Christianisierung feierten die Menschen in Estland ein Lichterfest: die Wintersonnenwende. Am 22. Dezember verfeuerten sie eine Fichte, deren Flammen die Winternacht mit Licht und Wärme füllten. Der kürzeste Tag galt als Geburtstag der Sonne, die nach dem Volksglauben in ihrem Nest liegt und Tag für Tag ein Stückchen weiter über den Horizont wächst. Heute verbinden die Esten die heidnischen und christlichen Bräuche zu Winter- und Weihnachtstagen voller Zauber und Lichterglanz.

Märchenhafter Zauber in Tallinn

Gerade in den Wintermonaten versprüht Tallinn ein einzigartiges Flair, besitzt etwas Märchenhaftes. Der wunderschöne Weihnachtsmarkt trägt seit 1441 das seinige zu diesem speziellen Charme bei. 2019 wurde der weithin bekannte Tallinner Weihnachtsmarkt von BesucherInnen gar zum beliebtesten in ganz Europa gekürt. Der Duft von gebrannten Mandeln und heissem Glühwein zieht durch die gesamte Altstadt, die Menschen sind in entspannt-festlicher Stimmung und nutzen den Markt als Treffpunkt für einen Plausch – und natürlich zum Einkauf für das Fest. Hier gibt es alles: von Kunsthandwerk über warme Socken bis hin zu den typisch-estnischen Winterspezialitäten wie Blutwurst und Lebkuchen. Der Markt wird alljährlich auf dem Rathausplatz aufgebaut. In seiner Mitte – zwischen den Buden und Bühnen – steht stets der majestätische Weihnachtsbaum, der an dieser Stelle über eine jahrhundertalte Tradition verfügt und jedes Jahr sorgsam ausgewählt wird. Der Weihnachtsmarkt beginnt dieses Jahr am 25. November und dauert bis am 6. Januar 2023. Der prächtige Weihnachtsbaum in der Altstadt kann man sogar bis Ende Januar bewundern.

Der Weihnachtsmarkt in Tallinn zählt zu den beliebtesten in Europa. Bild: Visit Estonia – Riho Kirss

Die Weihnachtsstadt in Tartu

Tartu, die zweitgrösste Stadt Estlands, wird 2024 europäische Kulturhauptstadt sein. Wer die schmucke Universitätsstadt vorher besucht, kann sie noch ohne grossen Trubel geniessen. Gerade in Winter hat das geistige Zentrum des Landes einiges zu bieten, denn die Stadt hüllt sich in ein funkelndes Festtagskleid. Immer am ersten Adventsonntag wird am Rathausplatz eine Kerze entzündet: das Startsignal für alle Weihnachtslichter der Innenstadt. Am selben Ort trifft man sich auch an nächsten Adventsonntagen und am Weihnachtsabend. Rund um das berühmte Denkmal des küssenden Studentenpaars verbinden sich Musik, Lichterglanz und winterlicher Sternenhimmel zu einer unvergesslichen Eislauf-Kulisse. Auf dem Rathausplatz duftet es aus gläsernen Pavillons nach Kaffee und Lebkuchen, Kinder können Ponys reiten und Schlitten fahren. Kunsthandwerk und ein breites Angebot lokaler Spezialitäten wie Räucherfleisch, Sauerkraut, Blutwurst, Honig und Gebäck machen den traditionellen Weihnachtsmarkt in der Markthalle und ihrer Umgebung zum besonderen Spektakel. Fast 200 HändlerInnen, KünstlerInnen und ProduzentInnen sind beteiligt. Neben diesen fröhlichen Treffen hat Tartu während der Weihnachtszeit noch viel mehr zu bieten: gemütliche Konzertsäle, Workshops in Museen, festlich geschmückte Kirchen, einen grossen Weihnachtsmarkt und manchmal auch ein Tanzfest im winterlichen Stadtzentrum.

Auch die europäische Kulturstadt 2024 versprüht in der Weihnachtszeit eine magische Atmosphäre. Bild: Visit Tartu: Andres Andersen

Weihnachtliches Wunderland

Das grösste Weihnachts-Event Estlands findet derweil im Lotte-Themenpark in Tahkuranna bei Pärnu statt. Der einer legendären estnischen Kinderfilm-Figur gewidmete Park verwandelt sich an mehreren Tagen im Dezember in ein Winter-Wunderland mit geschmückten Häusern, stimmungsvoll beleuchteten Gärten und verschneiten Waldwegen. BesucherInnen können sich an Aufführungen und Konzerten beteiligen, ihre künstlerischen Fähigkeiten in Werkstätten erproben und mit den Filmfiguren schlitteln. Auch in Pärnu selbst herrscht Weihnachtsstimmung. Der Garten der festlich geschmückten Jugendstil-Villa Ammende, heute ein stilvolles Boutique-Hotel mit neunzehn Zimmern, bildet am 17. und 18. Dezember die Kulisse eines romantischen Weihnachtsmarkts. Kunsthandwerk, estnische Köstlichkeiten und adventliche Musik stehen im Mittelpunkt des Markts, dessen Besuch sich mit einem Weihnachtsmenü im eleganten Restaurant des Hauses krönen lässt.

Auch die Sommerhauptstadt Pärnu verwandelt sich im Winter in ein festliches Lichtermeer. Bild: Visit Pärnu – Priit Loog

Eldorado für Weihnachts-Shopping

Hoch entwickelte Handwerkskunst und innovatives Design machen Estland zum idealen Ziel fürs Weihnachts-Shopping. Die Schlafmasken der Marke Ööloom (Nachteule) bezaubern nicht nur durch liebevoll gestaltete Tierdesigns, sie sind auch vom Geist wilder Tiere inspiriert – schliesslich haben Bären, Pinguine oder Füchse selten Schlafprobleme. Wer estnisches Design stets im Blick haben möchte, freut sich über eine Armbanduhr von Aegaon. Die erste Uhrenmarke Estlands ist für ihre klaren, kraftvollen Entwürfe bekannt. «Ae gaon» bedeutet «Nimm dir Zeit» – dieser Tipp steht auf den Zifferblättern aller Uhren. Nordische Muster und moderne Schnitte machen die Strickpullover von Liina Viira zum wärmenden Begleiter durch den Winter. Massgeschneiderte Brillengestelle aus Holz fertigt das Atelier Karl an. Und wer viel Platz für grosses Gepäck hat, kauft eines der windschnittigen, leichtgewichtigen Fahrräder von Viks.

Die traditionsreiche Kunstausstellung «Lebkuchen-Manie» in der Galerie für Design und Architektur ist ein Zeugnis der estnischen Kreativität und Handwerkskunst; den KünstlerInnen wird nur eine Bedingung gestellt – alles muss aus Lebkuchen sein.

Weitere Inspirationen für Ausflüge und Aktivitäten in Estland, sowie eine Übersicht der Reiseangebote von Schweizer Reiseveranstaltern finde Sie unter www.visitestonia.ch