Die Langsamkeit der Schnecke
Zum dritten Mal seit 2021 verlieh eine ausgewählte Jury am 26. November 2024 zwei Waadtländer Winzern in Crissier die «Trophée du Meilleur Escargot 2024».
Zum dritten Mal seit 2021 verlieh eine ausgewählte Jury am 26. November 2024 zwei Waadtländer Winzern in Crissier die «Trophée du Meilleur Escargot 2024».
«Vive les vins vaudois!» skandieren die über 50 Gäste im eleganten Montreux Jazz Club Millennium Crissier. Die bekannte Westschweizer Moderatorin Nathalie Devantay, welche humorund stilvoll durch den Abend führt, heizt die Stimmung im Saal an. Auch der eine oder andere Gast lässt sich hinreissen und haucht etwas verhalten die Waadtländer Lobeshymne, vergisst dabei die Deutschschweizer Weine aus der Bündner Herrschaft, dem Blauburgunderland oder vom Bielersee. Die Gedanken sind an diesem Abend bei den neun Regionen der Waadtländer Rebberge.
Im Jahr 2021 haben sich Waadtländer Winzer zusammengeschlossen, um die Qualität und das Know-how ihrer Weine zu fördern. Als Bildmarke haben sie sich für die Schnecke entschieden. Warum gerade dieses Kriechtier als «Maskottchen»? Michel Rochat, Präsident des Office des Vins Vaudois (OVV) löst das Rätsel auf: «Die Schnecke vereint alle Eigenschaften im Weinbau: Geduld, die Langsamkeit des Wachstums, Vorsicht, Zuversicht, Gefahr, Ungewissheit, aber auch Genuss.» Seit kurzem wird der Schnecke der Slogan «Le vin vaudois – autrement! – Waadtländer Wein – anders erleben!» beigegeben.
Mit dieser Dachmarke hat OVV das gleiche Symbol gewählt wie die internationale Organisation Slow Food, welche sich «genussvolles, bewusstes und regionales Essen» auf die Fahne geschrieben hat. «Diese Attribute gelten auch für die Escargot-Weine, die aus traditionellen Rebsorten von traditionellen Weinkellern hergestellt werden, aber in einem anderen Stil», wirbt Michel Rochat für die Marke.
Zurzeit führen rund 30 Produzenten aus den verschiedenen AOC (Appellation d’Origine Contrôlée) des Kantons Waadt die Marke Escargot. Wie im Pflichtenheft der Escargot-Weine vorgeschrieben, müssen alle Cuvées jährlich bei der Verkostung durch die Terravin-Experten zertifiziert werden.
Escargot beinhaltet zwei Produktreihen: Escargot Rouge mit den zugelassenen Traubensorten Pinot Noir, Gamay, Gamaret, Garanoir, Galotta. Diese Weine werden in traditionellen Stahltanks ausgebaut. Escargot Or ist ein Wein, der in Eichenfässern reift. Bei dieser Reihe sind die Rebsorten Gamaret, Garanoir, Galotta, Pinot Noir und/oder Gamay möglich.
Jedes Jahr unterbreiten zahlreiche Escargot-Produzenten ihre Weine und hoffen, die begehrte Trophäe zu erhalten. In diesem Jahr sind es 18 Winzer mit 21 Weinen. Eine professionelle Jury aus Terravin-Experten wählte schliesslich acht Finalisten aus: vier für den Escargot Rouge und vier für den Escargot Or.
Im Saal des Milleniums Crissier herrscht knisternde Stimmung. Die «Volksjury» setzt sich zusammen aus Gastronomen, Önologen, Medienschaffenden, Influencern und «Normalos». Vor jedem Jury-Mitglied liegen das Degustationsblatt und vier Gläser. In einer Blinddegustation wird zuerst die rote, dann die goldene Linie nach Aussehen, Geruch, Geschmack und Abgang beurteilt. Alle Bewertungen werden via Smartphone abgegeben. Alle vier Produzenten der Linie «Escargot Or», deren Weine in Barriques ausgebaut werden, setzen das Holz subtil ein, nur dezent sind die Röstaromen zu erkennen, die Trauben stehen im Vordergrund.
OVV-Präsident Michel Rochat schreitet zur Siegerehrung in jeder Kategorie, die Spannung im Saal steigt. Nach den Plätzen vier bis zwei geht die «Trophée du Meilleur Escargot 2024» in der Kategorie Escargot Rouge an Marc Taverney von der Domaine des Allours in Jongny. Im Siegerwein (AOC Lavaux) finden sich die Rebsorten Pinot Noir, Gamaret und Garanoir. Die Hanglage, die Wärme der Mauern und die Sonnenreflexion auf dem See bieten ideale Bedingungen für die Reifung der Trauben.
In der Kategorie Escargot Or kann die Domaine Le Luissalet aus Bex (AOC Chablais) die heiss ersehnte Trophäe entgegennehmen. Die Domaine Le Luissalet ist ein kleiner Familienbetrieb, der sich über fünf Hektar erstreckt und Teil der südlichsten Weinbaugemeinde des Kantons Waadt ist. Im «goldenen Wein» vinifiziert der Winzer die Traubensorten Gamaret, Galotta und Pinot Noir. Fazit der 3ème Trophée du Meilleur Escargot»: Die Schnecke aus dem Waadtland darf ihre Fühler mit der ihr angeborenen Langsamkeit, aber selbstbewusst nach den Weinliebhaberinnen und -liebhaber der übrigen Schweiz ausstrecken!