Im vergangenen Jahr hat die Türkiye an der Global Sustainable Tourism Conference (GSTC) teilgenommen. War das Land in den Vorjahren auch vertreten und wie beurteilen Sie die Rolle der Türkiye bei der GSTC aktuell und in Zukunft?

Die Türkiye Tourism Promotion and Development Agency (TGA) wurde 2021 Mitglied des Global Sustainable Tourism Council. In Zusammenarbeit mit unserer Organisation startete ab diesem Zeitpunkt die Planung und Entwicklung des türkischen Programms für nachhaltigen Tourismus. Es ist das erste nationale Programm auf Regierungsebene, das Vertreter der Beherbergungsindustrie, Reiseveranstalter und Destinationsvertreter miteinschliesst und auf den GSTC-Kriterien und dem GSTC-Assurance-Programm basiert.

Im Rahmen einer Plenarsitzung anlässlich der GSTC-Konferenz 2022 in Sevilla wurde das türkische Programm vorgestellt. Es ist das erste seiner Art, das von der Förderung freiwilliger Nachhaltigkeitsstandards zur Regulierung von Standards für nachhaltigen Tourismus als Teil der Tourismus-Vision des Landes überging. Dieses Vorgehen kann als Beispiel für andere nationale oder regionale Tourismusorganisationen dienen.

Welche neuen Länder respektive Märkte möchten Sie als Mitglieder in den GSTC aufnehmen? Es ist doch davon auszugehen, dass noch etliche wichtige Player in das Projekt miteinbezogen werden müssen.

Wir hoffen natürlich inständig, dass sich alle Länder und Regionen dem GSTC anschliessen. Besondere Privilegien haben wir aber nicht. Destinationen, Reiseveranstalter, Hotels, Regierungen, Fremdenverkehrsämter, ja sogar Einzelpersonen sind bei uns willkommen.

Es gilt aber anzumerken, dass die Regierungen bei der Umsetzung nachhalteriger Praktiken eine zentrale Rolle spielen. Wir sind denn auch bestrebt, die Zusammenarbeit auf dieser Stufe zu suchen.

Zeichnen sich bei der Erfüllung der GSTC-Kriterien und der globalen Nachhaltigkeitsstandards besonders aktive Mitglieder ab?

Die Länder und Städte, die am besten abschneiden, sind diejenigen, die sich mit Nachhaltigkeit im weitesten Sinne befassen. Sie konzentrieren sich nicht nur auf den Tourismusbereich, sondern auch auf das Wohlbefinden der Einwohner und Besucher.

Die Türkiye hat bereits mit der Umsetzung des nationalen Programms begonnen. Es zielt darauf ab, alle Beherbergungsbetriebe des Landes in nachhaltige Einrichtungen umzuwandeln. Dies soll erreicht werden, indem genau dieselben GSTC-Kriterien und -Vorschriften auch auf Regierungsebene eingeführt werden.

Das japanische Fremdenverkehrsamt hat die GSTC-Reisezielkriterien offiziell als Teil seiner Tourismuspolitik übernommen. Und das Fremdenverkehrsamt von Singapur hat im vergangenen Jahr gemeinsam mit der Singapore Hotel Association einen Leitfaden für die Nachhaltigkeit von Hotels aufgestellt.

Auf einen Nenner gebracht: Die Kriterien sind offensichtlich das Ergebnis einer weltweiten Initiative zur Entwicklung einer gemeinsamen Sprache für Nachhaltigkeit im Tourismus.

Worin besteht der Hauptunterschied zwischen der Nachhaltigkeit einer Reisedestination und eines Hotels?

Der Unterschied liegt im Umfang der erforderlichen Anstrengungen. Während sich ein Hotel auf seinen eigenen Betrieb und die unmittelbare Umgebung konzentrieren kann, erfordert ein nachhaltiges Reiseziel einen umfassenderen Ansatz, der die ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen des Tourismus in der Region berücksichtigt. Nachhaltige Tourismusplanung auf Destinationsebene basiert auf der Zusammenarbeit von Akteuren aus dem öffentlichen, privaten und zivilgesellschaftlichen Sektor.

www.gstcouncil.org


System auf vier Pfeilern
Der Global Sustainable Tourism Council (GSTC) wurde 2007 von der Welttourismusorganisation der Vereinten Nationen (UNWTO), vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP), der Nichtregierungsorganisation Rainforest Alliance und der Stiftung der Vereinten Nationen gegründet. Die Organisation setzt sich dafür ein, grundlegende Standards zu etablieren und diese auch vergleichbar zu machen. Die Kriterien des GSTC werden dabei in folgende vier grundlegende Pfeiler eingeteilt: Nachhaltiges Management, sozioökonomische Nachhaltigkeit, kulturelle Nachhaltigkeit und umweltbezogene Nachhaltigkeit.