Bereits seit acht Jahren gibt es das Comics-Festival Delémont’BD. Die Pandemie brachte die Organisatoren rund um Direktor Philippe Duvanel letztes Jahr dazu, die Ausstellung der Comics ins Freie zu verlegen. Das erwies sich als Glücksfall: «Wir haben viel mehr Menschen erreicht als mit unseren früheren, klassischen Festivals», sagt Duvanel. Die Ausstellung unter dem freien Himmel lasse den Leuten mehr Freiheiten – und die Hemmschwelle, ins Museum zu gehen, falle weg.

Die Ausstellung

Vom 10. Juni bis am 15. August ist in der Altstadt von Delémont der Museums-Parcours ausgesteckt: An verschiedenen Orten sind mehr als 25 Ausstellungen von Comics zu sehen. Der Zugang ist permanent möglich und kostenlos. Die Einführungen auf den Ausstellungs-Tafeln sind jeweils auf Deutsch und Französisch.

Die Zeichnenden

Ausgestellt werden Werke von knapp 40 Autorinnen und Autoren. Nebst Zep, dem Vater von Titeuf, und Plonk&Replonk stellen beispielsweise die Deutschschweizer Lika Nüssli und Matthias Gnehm aus. Nüssli geht zeichnerisch und ohne Worte der schmerzhaften Geschichte ihres Vaters nach, der in den 1950er-Jahren ein Verdingkind war und als Landarbeiter ausgebeutet wurde. Gnehm stellt ausgewählte Stücke aus seinem aktuellen Werk vor, in dem ein Schriftsteller nicht mehr schreibt, sondern seine Worte in ein Handy diktiert.

In der «lustigen Enzyklopädie» macht sich Adrienne Barmann farbenfroh auf die Suche nach Charakterzügen und besonderen Merkmalen in der Tierwelt und ordnet sie mit einem Augenzwinkern neu.  Maeva Rubli und Hanna Schiesser haben während des ersten Lockdowns mit vereinten Zeichenkünsten – ohne Worte – ihre Gefühle gegenüber der Welt um sie herum zum Ausdruck gebracht. Und die deutsche Zeichnerin Zelba wartet mit sinnlichen und zarten Zeichnungen auf.

«Derborence» des Schweizer Schriftstellers Charles Ferdinand Ramuz kennen viele wohl aus dem Französischunterricht. Fabian Menor hat das Meisterwerk in einer schnörkellosen und schlichten Interpretation illustriert; Text und Zeichnung gehen aufeinander ein und begegnen sich stimmig.

Erwähnenswert ist auch das Werk von Miroslav Sekulic-Struja. Der Kroate erzählt in seinem Buch «Petar und Liza» eine resignierte Liebesgeschichte. Sein Blick auf Kroatien ist kompromisslos. Miroslav Sekulic-Struja überzeugt sowohl mit seiner dramaturgischen Kraft als auch mit den kleinsten Details seiner Zeichnungen.

© Miroslav Sekulic-Struja, Verlag Actes Sud 2

Die Innenräume

Doch nicht nur unter freiem Himmel, auch in Innenräumen gibt es Comics zu entdecken. Während der ganzen Ausstellungsdauer sind im Leseraum der Bibliothek für Erwachsene jene Werke ausgelegt, die für den Prix Delémont’BD 2022 nominiert sind. Das Comics-Festival hat diesen Preis ins Leben gerufen um zu zeigen, welch hohe Qualität Schweizer Comics haben.

 

www.delemontbd.ch

www.j3l.ch

www.juratourisme.ch

 

Autor: Nicole Jegerlehner

Beitragsbild: © Raphaël Wunderlich