Ein böser Drache versetzte die Lenzburger Bauern einst in Angst und Schrecken, bis ihm zwei edle Ritter den Garaus machten: Das besagt die Gründersage der Lenzburg. Heute wohnt das Drachenkind «Fauchi» dort und hält ganze Familien auf Trab.

Legenden von gefährlichen Drachen und wagemutigen Rittern lassen Kinderherzen höherschlagen: Auch um das imposante Schloss Lenzburg im Kanton Aargau rankt sich eine solche Wandersage. Zwei Brüder – die Ritter Bertram und Guntram – sollen das Ungeheuer erlegt und auf dem Drachenfelsen eine Burg gebaut haben. Auf dem Nordgiebel der Landvogtei erinnert noch heute ein teilweise vergoldeter Drache an die heldenhafte Tat. Erste Nachrichten zu dieser Metallplastik stammen aus dem Jahr 1594 und reichen damit weit zurück.

«Fauchi» – das Drachenkind

Das Museum Aargau hat die Sage um ein weiteres Kapitel angereichert. So legte die Drachenmutter im Todeskampf unbemerkt noch ein Ei, das den Hang hinabkullerte und irgendwo im Gestrüpp hängen blieb. Dieses Ei wurde dann unter Jahrhunderte altem Schutt ausgegraben und genau nach drei Jahren, neun Monaten und fünf Tagen schlüpfte ein prächtiges Junges. Nach einer Angewöhnungszeit an Menschen erhielt es einen artgerechten Käfig, wurde mit modernster Technik ausgestattet und auf «Fauchi» getauft. Seither freut es sich über grosse und kleine Museumsbesucher. Es ist weder bösartig noch bissig. Einzig sein urtümliches Aussehen und seine rauen Laute künden von den wilden Ahnen.

Drachen-Forschungsstation

Wer vor dem Besuch bei «Fauchi» wissen möchte, was der legendäre Drache mag, wie er lebt, wie sich seine Drachenhaut anfühlt oder wie lang seine Krallen sind, der ist in der Drachen-Forschungsstation auf Schloss Lenzburg goldrichtig. Dort können junge Forscher und Forscherinnen eine Sammlung von Zähnen, Krallen und Knochen untersuchen, die unterschiedlichen Drachenarten kennen lernen und das Geheimnis um «Fauchis» Herkunft lüften. Ein animierter Film erzählt die Geschichte rund um die Lenzburger Drachen. In der Forschungsstation hängt aber auch ein Stammbaum der Seetaler Drachenfamilien. Er basiert auf der Drachensaga von Seetal Tourismus, wonach früher rund um den Hallwiler- und Baldeggersee ganz viele Drachenarten heimisch waren.

Wie «Fauchi» lebt und überlebt

«Fauchis» Innenleben musste aus Altersgründen im Winter 2016/2017 durch das «Atelier Lorraine» in Bern erneuert werden. Zum jährlichen Gesundheitscheck geht «Fauchi» jeweils im März, sodass er für die nächste Museum-Saison auch wirklich bereit ist. Dabei untersucht der Arzt (Techniker), ob bei «Fauchi» während des Winterhalbjahres Standschäden eingetreten und Kabel zu ersetzen sind und ölt bei dieser Gelegenheit gleich noch seine Gelenke. Ein richtiger Drache muss immer schön rauchen. Also ist es wichtig, die Rauchmaschine stets unter Beobachtung zu halten. Die Herz-Kreislaufmaschine (Computersteuerung) ermöglicht es «Fauchi», auch bei Beschwerden (Störungen) mit ein paar speziellen Therapien (Tricks) weiter zu laufen. Dann ist aber die Kontaktaufnahme zum Arzt (Techniker «Chregu» Rechsteiner vom Atelier Lorraine) manchmal unausweichlich. Ist eine Fernbehandlung nicht möglich, kommt der Arzt auf einen Hausbesuch vorbei. Zum Glück ist dies aber sehr selten, denn «Fauchi» ist im Grunde genommen ein äusserst gesunder Drache.

 

Autor: Walo Mühlheim

Beitragsbild: © Schloss Lenzburg