Sie haben so klangvolle Namen wie Pilli-Palli, Kiachln, oder Tirtlan. Es gibt sie ausschliesslich im Südtirol. Und sie schmecken einfach köstlich.
Das Südtirol ist geprägt durch seine alpin-mediterrane Landschaft und bekannt als veritabler Schmelztiegel verschiedener Kulturen. Dies schlägt sich natürlich auch in seiner Küche nieder. Viele Produkte sind echte Raritäten, die Gerichte stammen oft noch aus Grossmutters Zeiten und sind so ortsbezogen, dass sie nicht einmal im Nachbardorf bekannt sind. Es ist ein kulinarisches Glück, diese Speisen frisch vor Ort zubereitet zu geniessen, denn das Gefühl für das Gericht und die Ursprünglichkeit der Zutaten sind entscheidend. Es ist sogar erwiesen, dass die Wasserqualität, die Luftfeuchtigkeit und sogar die Höhe das Gelingen beeinflussen. Während der Erntezeit ist das Südtirol reich gesegnet und die Südtiroler kreieren so manche Köstlichkeit aus regionalen Produkten und Raritäten.
Das gibt es nur im Südtirol – Beeinflusst durch die geografische Lage und jahrhundertealte Bergbauernkultur hat Italiens nördlichste Provinz zahlreiche Raritäten und Nischenprodukte hervorgebracht. Diesen widmet sich Slow Food und hat einige in das Verzeichnis der Arche des Geschmacks aufgenommen und andere als Presidio anerkannt. Wie etwa den Ahrntaler Graukäse, welchen man aufgrund seines Geruches und intensiven Geschmacks entweder liebt oder hasst. Hergestellt aus abgerahmter Milch mit max. 4% Fett ist er der magerste Käse überhaupt – man isst ihn roh mit roten Zwiebeln, Olivenöl und Weinessig angemacht. Zu Arca Slow Food gehört der Stilfser Käse, der gleichzeitig als einziger Südtiroler Käse mit der europäischen Ursprungsbezeichnung g.U. geschützt ist. Hergestellt wird er ausschliesslich aus frischer Kuhmilch – gesammelt auf über 1000 m über Meer und innerhalb von 24 Stunden verarbeitet. Als Obst nicht geniessbar, dafür so gesund, dass man sie im Volksmund auch «Sommerapothekerbirne» nennt, ist die Pilli Palli Birne. Man findet diese seltene Frucht mit der kurzen Haltbarkeit und dem lustigen Namen in Produkten wie Palabirnbrot, Chutneys und Aufstrichen. Auch die Fauna desSüdtirols wurde geprägt von seiner lebhaften Geschichte und hat einige autochthone Rassen hervorgebracht. So zum Beispiel die Pustertaler Sprinzen, eine alte Rinderrasse, die in letzter Sekunde vor dem Aussterben bewahrt wurde. Oder das Villnösser Brillenschaf, welches beinahe dem arischen Ansinnen der Nazis zum Opfer gefallen wäre, als während des Faschismus die Bauern gezwungen wurden, autochthone Tierrassen durch produktivere, internationale Stämme zu ersetzen.
Ursprüngliche Gerichte aus langer Bauerntradition – Die Südtiroler Bergbauernfamilien mussten Jahrhunderte lang auch die langen, harten Winter autark überleben. So sind mit einfachen Mitteln einzigartige Gerichte entstanden, die so typisch sind fürs Südtirol und hervorragend schmecken. Eine urtraditionelle Speise sind die Schnalser Nudeln, welche aus wenigen einfachen Zutaten (Roggenmehl, Magerquark und Butter) mit dem eigenen Nudeldruck hergestellt und mit Lammragout vom Schnalser Schaf, übrigens auch als Presidio Slow Food anerkannt, genossen werden. Aus der ladinischen Kultur stammen die Pusterer Tirtlan: Die gefüllten und ausgebackenen Teigfladen aus Roggen- oder Weizenmehl, Butter und Milch werden mit Spinat und Ricotta oder mit Sauerkraut und Kartoffeln gefüllt. Sie kommen als leckere Beilage zur Gerstensuppe oder als kleine Vorspeise auf den Tisch. In den ladinischen Tälern sind sie auch als Turtles bekannt.
Kein Herbst ohne Kiachln – Der Südtiroler Apfel g.g.A. spielt ganz klar eine Hauptrolle. Hätte Eva im Paradies so eine Auswahl gehabt, sie hätte sich nicht für einen einzigen Apfel entscheiden können. Das fruchtige Aroma der verschiedenen Sorten kommt aber nicht nur im berühmten Strudel zum Ausdruck, sondern wird auch besonders geschätzt für die beliebten Apfelkiachln. Dafür werden zwei entkernte und in Scheiben geschnittene Äpfeln mit Zitronensaft beträufelt, in einen Backteig getunkt, in heißem Fett goldgelb ausgebacken und abschließend in einer Zucker-Zimt-Mischung gewälzt. Das ausführliche Rezept und weitere Ideen finden Interessierte unter https://www.suedtirolerapfel.com/de/unsere-rezeptideen/6-apfelkiachl.html.
Alles andere als ein gewöhnliches belegtes Brot – Der schmackhafte Südtiroler Speck g.g.A. und der Stilfser Käse g.U. machen den Südtiroler Bauerntoast zum knusprigen Imbiss für den kleinen oder grossen Hunger. Dazu verwendet man Vinschgerlen, die typischen dunklen Brötchen, welche man längs durchschneidet, mit Butter bestreicht und anschliessend mit herzhaftem Südtiroler Speck g.g.A. und zwei Scheiben Käse belegt. Dann in den Ofen schieben und bei ca. 200° etwa 8-10 Minuten knusprig backen. Als Variante kann man den Bauerntoast zusätzlich mit Tomatenscheiben oder Salatblättern belegen.
Nachhaltig ins Südtirol reisen
Mit dem Zug ohne Stress und Stau in die schönsten Regionen Südtirols. Ob nach Bozen, Meran, an die Südtiroler Weinstrasse oder in die Dolomiten – das Südtirol ist gut mit der Bahn erreichbar. Dank einem hervorragenden öffentlichen Verkehr ist man vor Ort auch ohne Auto immer mobil. Aus der Schweiz reist man angenehm mit dem Railjet Express & Eurocity über Innsbruck und den Brenner. Oder man wählt die eindrückliche Fahrt durch den Schweizerischen Nationalpark: ab Landquart geht es dafür mit der Rhätischen Bahn bis nach Zernez und weiter mit dem PostAuto nach Mals im Vinschgau. Von dort bringt einen die Vinschgerbahn nach Meran und regionale Züge in alle weiteren Ortschaften Südtirols.
Mit der Mobilcard lohnt es sich, autofrei zu nehmen: alle öffentlichen Verkehrsmittel innerhalb Südtirols und auch das PostAuto zwischen Mals und Müstair können beliebig oft genutzt werden. Der Südtirol Guest Pass ist in zahlreichen Beherbergungsbetrieben südtirolweit kostenlos erhältlich. Feriengäste nutzen damit während ihres Aufenthaltes bequem und flexibel die öffentlichen Verkehrsmittel. Bei einigen Varianten ist auch der Eintritt in Museen oder die Nutzung zusätzlicher Angebote inbegriffen.
Über Südtirol
Südtirol ist ein Land voller Kontraste. Die nördlichste Provinz Italiens vereint alpine Bodenständigkeit mit mediterraner Lebensart und 300 Sonnentagen im Jahr, Liebe zur Natur mit kultureller Vielfalt, gelebte Traditionen mit Mut zur Innovation. Herzhafte Knödel stehen neben raffinierten Pastagerichten auf der Karte, zum Frühstück gibt’s jeden Tag eine andere Pistenabfahrt und am Abend den Aperitif unter Palmen. Die Bestellung erfolgt auf Deutsch, während die Tischnachbarn klangvoll italienisch sprechen. Das Lebensgefühl spiegelt die kontrastreiche Landschaft wider: Sanfte Kulturlandschaften mit Weinreben oder Apfelgärten stehen Wäldern aus Latschenkiefern oder schroffen Felsen gegenüber und das spektakulärste Naturschauspiel präsentiert sich auf der schönsten Freilichtbühne der Alpen, dem Unesco-Welterbe Dolomiten.
Autor: Theres Lagler
Bildquelle: Apfelkiachl © Südtiroler Apfelkonsortium Klaus Peterlin