Die Tage klingen wohltuend nach: Die PostkartenIdylle am Lac Retaud, der Blick «über das ganze Land» auf Glacier 3000, die Ausflüge in Ortsgeschichten und Brauchtum, die Spaziergänge durch ein urtypisches Feriendorf, die zufriedenen Momente beim Verkosten regionaler Weine und Küchenkreationen. Ein Kurztrip durch die Waadtländer Bergwelt.

Blumen auf den Fensterbänken läuten den Lenz ein. Les Diablerets zeigt sich in dieser Jahreszeit in einem besonders schmucken Kleid. Wir sitzen im Café Chez Lacroix und geniessen diese Stimmung. Am Tisch links wird englisch parliert, rechts debattieren zwei Italiener und rundherum geniessen Einheimische, was die Winzer nur ein paar wenige Kilometer entfernt gekeltert haben. Das Outfit der Touristen verdeutlicht: Jetzt schlägt die Stunde der Wandervögel.

Gewandert wird – in unserem Falle – erst am Nachmittag. Bis dann bleibt Zeit, die Umgebung zu erfühlen. Les Diablerets, Musterbeispiel eines Schweizer Bergdorfs. Urige Chalets dominieren die Kulisse. Keine «Beherbergungsburgen» stören das Bild auf die imposante Bergwelt. Eine Idylle rundum. Trotzdem, Les Diablerets bietet, was Gästeherzen begehren: Ferienwohnungen in allen Preislagen, Hotelbetriebe im 2-, 3- und 4-Sterne-Bereich, Restaurants, Einkaufsmöglichkeiten.

© stes

KLEINE TOUR, GROSSE PERLEN

Zur Einstimmung auf die Wandersaison sei hier eine kleine Tour empfohlen, auf der grosse touristische Perlen zu finden sind. Wir starten auf dem Col du Pillon, hinter der Talstation der Glacier-3000-Luftseilbahn. Der Weg steigt sofort steil an. Nach einer guten halben Stunde ist das Gröbste geschafft. Wie auf dem Präsentierteller liegt ein wahres Bijou vor uns. Der Lac Retaud, ein Bergseelein wie aus dem Bilderbuch, im Schutze trutziger Felswände, umsäumt von Bäumen und Alpweiden. Etwas gemächlicher geht’s dann der Bergstrasse entlang aufwärts, eine gute Stunde vielleicht. Die Buvette «De la Marnèche» ist das Ziel. Die Aus- und Weitsicht ist beeindruckend, grüne Alpweiden und ein tiefblauer Himmel liefern sich ein wunderschönes Farbenduell – und auf den Tellern duften Käseschnitten um die Wette.

© Christophe Racat

UMGEBEN VON VIERTAUSENDE

Glacier 3000, ein Muss für alle, die sich in der Region aufhalten. Ausgangspunkt für die «High level experience» (Werbeslogan) ist wieder die Talstation der Luftseilbahn auf dem Col du Pillon. Über zwei Teilstücke gelangen wir in immer luftigere Höhen. Die Bergstation Scex Rouge (2971 m.ü.M.) präsentiert sich als bemerkenswert futuristisches Gebäude, ein Werk des Schweizer Architekten Mario Botta. Über 20 schneebedeckte Viertausender sind jetzt zu bestaunen, wir erkennen Eiger, Mönch, Jungfrau, das Matterhorn und den Mont Blanc. Und der Blick über den Diablerets-Gletscher ist phänomenal. Wirklich phänomenal ist auch der «Peak Walk», die erste Hängebrücke der Welt, die zwei Gipfel miteinander verbindet. Nervenkitzel verspricht die kurvige, 1000 Meter lange Schussfahrt im Alpine Coaster (höchstgelegene Rodelbahn der Welt) durch 520-Grad-Kreisel und Steilwandkurven. Auf Tuchfühlung mit dem Gletscher kommen wir auf einer Rundfahrt im Snow Bus, einer Spazierfahrt der besonderen Art.

© Glacier 3000

ZEITREISE UND WASSERKRAFT

Anderntags begeben wir uns auf eine Zeitreise zurück in die Vergangenheit. Zuerst ins Musée des Ormonts im schmucken Dorf Vers-L’Eglise, ein paar Fahrminuten entfernt von Les Diablerets. Das Haus widmet seine Präsentationen dem kulturellen Erbe und den Traditionen des Ormonts-Tals, schwergewichtig dem Thema Wasser. Mit gutem Grund. Das Tal bildet einen gewaltigen Wasserkraftspeicher, der von zahlreichen Wildbächen und Flüssen gespiesen wird. Über Jahrhunderte haben sie die Wasserräder von Mühlen und Sägewerken angetrieben und in der Folge die Elektrifizierung der Dörfer ermöglicht.

Wir besichtigen die kleine, 1450 erbaute Kirche, flanieren über den gepflasterten Dorfplatz, bestaunen das trutzige Pfarrhaus und werfen immer wieder einen Blick auf die faszinierenden Berge rund um den Pic Chaussy. Eindrücklich ist der Besuch der Sägerei Les Planches. Sie wurde im 19. Jahrhundert errichtet und ist ein aussergewöhnliches Beispiel für die hydraulischen Anlagen der Region Les Diablerets. Mit der Kraft des Flüsschens Grand-Eau treibt das grosse Wasserrad die Maschinen der Sägerei an – und noch heute werden hier massive Baumstämme erfolgreich in Einzelteile zerlegt.

In der nahen Auberge de l’Ours – einem imposantes Haus aus dem Jahre 1833 – endet die spannende Retrospektive; und auch die kurze Visite in der Region von Les Diablerets findet hier ihren würdigen Ausklang. Aber wie heisst es in der Romandie doch so treffend: À la prochaine!

https://www.villars-diablerets.ch/de/

https://www.region-du-leman.ch/de/