Solothurn gilt als schönste Barockstadt der Schweiz. Geprägt von der Architektur des französischen Königshauses (1530–1792) wird sie auch Ambassadorenstadt genannt. Die Geschichte der Stadt ist eng mit der von vielen Einheimischen als «magisch» oder gar «heilig» bezeichneten Zahl 11 verbunden. Eine Spurensuche lohnt sich.

Solothurns Altstadt könnte nicht eindrücklicher sein. Romantische Gässchen, altes Kopfsteinpflaster, eine pompöse Kathedrale und gediegene Patrizierhäuser bilden eine fantastische Kulisse; es scheint, als ob sich die Stadt stets im Sonntagsgewand präsentiert. Die architektonische Grandezza ist überall gut sicht­ und spürbar. Trotzdem ist die Kleinstadt übersichtlich und kompakt, jedoch weder langweilig noch eintönig. Und wenn es um die Zahl 11 geht, wird’s spannend.

© Tino Zurbrugg

Der Umgang mit der Zahl 11 ist eine lange und bis heute vielfältig gelebte Tradition. Einige Referenzen auf die Zahl 11 sind aus der Vergangenheit überliefert. So dienten die beiden Stadtheiligen Urs und Viktor gemäss Legende, zur Zeit des Römischen Reiches, in der 11. Thebäischen Legion und wurden, da sie christlichen Glaubens waren, in Salodurum (Solothurn) enthauptet. Und: Solothurn wird als 11. Stand der Eidgenossenschaft in der Auflistung der Kantone aufgeführt. 11 Kirchen und Kapellen, 11 Brunnen und 11 Türme gehören zum Stadtbild. Fortgesetzt wird die Elfer­Reihe aus älterer Zeit mit jeweils 11 Zünften, Vogteien, Domherren und Kaplänen.

Das Meisterwerk der «magischen Elf» bildet die St. Ursen­Kathedrale, das heutige Wahrzeichen Solothurns. Baumeister Gaetano Matteo Pisoni aus Ascona war 1762 von der «Elfer­ Atmosphäre» so fasziniert, dass er die Kirche architektonisch darauf abstimmte. Exakt 11 Jahre dauerte die Bauzeit von 1762 bis 1773. Die monumentale Freitreppe zum Eingangstor besteht aus 3 mal 11 Stufen. Der Glockenturm misst 6 mal 11 Meter, im Turm hängen 11 Glocken, 11 Altäre schmücken die Kathedrale. Gleichzeitig zu sehen sind sie nur von einem einzigen Punkt im Hauptgang möglich, nämlich vom elften schwarzen Stein. Die Betstühle sind in Elferreihen angeordnet. Die Anzahl Pfeifen der grossen Orgel ist durch 11 teilbar.

© Tino Zurbrugg

Bei einem Spaziergang durch die Stadt fallen sie sofort auf: Die einzigartigen Brunnen. Es sind – wie könnte es anders sein – elf an der Zahl. Kaum anderswo sind die Brunnen derart prachtvoll wie in Solothurn. Dabei wird der Reichtum sichtbar, der von der französischen Ambassade in die Stadt floss. Solothurn ist mit seinen monumentalen öffentlichen Brunnen im Verhältnis zu seiner Grösse die brunnenreichste Stadt in der Schweiz.

ELF GLOCKEN UND EIN BIER:

Eine andere, besondere Interpretation der «magischen 11» ist an der West­Fassade der UBS­Filiale am Amtshausplatz 1 (Seite Schanzenstrasse) zu bestaunen: Die originell gestaltete Solothurner Uhr gibt mit ihrem 11 Uhr­Zifferblatt nicht nur die «Solothurner Zeit» an, sondern spielt auch auf 11 Glocken das «Solothurner Lied»; jeweils um 11, 12, 17 und 18 Uhr. Besonderes Kennzeichen der Uhr ist ein Harlekin, der die Stunden schlägt. Diese Metallplastik wurde durch den Künstler Paul Gugelmann aus Gretzenbach (SO) gestaltet. Indes, die Liebe zur Zahl 11 ist nicht nur in den Geschichtsbüchern zu finden: Die ÖufiBrauerei, benennt nach der «Solothurner Stadtzahl 11», öffnete pünktlich am 11.11.2000 ihre Bierhahnen und ist seither aus Solothurn kaum mehr wegzudenken. Über 40 Bierspezialitäten werden hier durchs ganze Jahr gebraut. WWW.SOLOTHURN-CITY.CH